Kein Einbahnstraßenexperiment in der Saarstraße

Die zweite Sitzung des Dezernatsausschusses IV (Bauen/Planen/Verkehr) des Trierer Stadtrates, die die neue Baudezernentin heute ab 17.00 Uhr leitete, war eine echte Arbeitssitzung. Außerdem hatte es ja im Vorfeld schon viel Wirbel um ein angebliches Einbahnstraßenexperiment für die Saarstraße gegeben, sodass sie auch mit Spannung erwartet wurde. Allerdings verlief die Sitzung – entgegen den Erwartungen mancher – recht unspektakulär:

Doch ich will der Reihe nach berichten:

  • Zunächst wurde Georg Schelbert vom Fach Kunstgeschichte der Universität Trier in öffentlicher Sitzung als Vertreter in den Denkmalpflegebeirat der Stadt Trier berufen. Prof. Dr. Gottfried Kerscher ist zum ständigen Vertreter von Dr. Schelbert ernannt worden.
  • Der Bebauungsplan „Areal Herz-Jesu-Krankenhaus“ soll dem nächsten Stadtrat als Satzungsbeschluss vorgelegt werden. Es waren im Rahmen der öffentlichen Auslegung umfangreiche Anregungen gegeben worden, die eingearbeitet worden sind. Zwar gab es bezüglich einiger Details noch einen intensiven Diskussionsbedarf. Mit einer Verabschiedung dieses Bebauungsplanes im nächsten Stadtrat kann aber gerechnet werden.
  • Im Bereich zwischen Scheffelstraße und der Straße „Zum Pfahlweiler“ (ehemalig militärisch genutzte Fläche in hinter Kindergarten Feyen) soll im sog. vereinfachten Verfahren ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Vorgesehen sind dort 70 Wohneinheiten in zweigeschossiger Bauweise. Das Vorhaben selbst ist nicht umstritten. Diskussionsbedarf gibt es aber noch bezüglich der künftigen Verkehrsführung. Hatte sich doch der Ortsbeirat im Rahmen der Beratungen über den Stadteilrahmenplan dafür ausgesprochen, künftig den Durchgangsverkehr nicht mehr über den Pfahlweiler beim Kindergarten zu lenken. Die Verwaltung hatte da offensichtlich etwas andere Vorstellungen. Es muss darüber jedenfalls noch intensiv gesprochen werden.
  • Informiert und diskutiert wurde über den Sachstand des Projekts „Campingplatz Schloss Monaise“. Die UBM hatte im November 2005 angeregt, einen privaten Investor dort einen entsprechenden Platz errichten zu lassen.Der Stadtrat hatte auf ihren Antrag hin einen entsprechenden Prüfauftrag erteilt. Doch ob das wirklich machbar ist, ist mehr als fraglich. Liegt doch das Gebiet in unmittelbarer Nähe der Zigarettenfabrik von JTI. Der dortige Lärm verträgt sich wenig mit dem Gedanken von Urlaub und Erholung.
  • Das bei den Trierern so heftig diskutierte Thema „Saarstraße“ nahm in der Beratung eigentlich relativ wenig Raum ein: Beigeordnete Kaes-Torchiani stellte zunächst einmal klar: So etwas war nie zuvor mit ihr (auch nicht mit OB Jensen) abgesprochen worden.

    Offenbar war die „Vakanz“ des Wechsels von einigen ausgenutzt worden, um ohne Absprache eine Idee, die in einem Arbeitskreis entwickelt worden war, an die Öffentlichkeit zu bringen. der Ausschuss solte über diese Idee in einer “Informationsvorlage” lediglich unterrichtet werden.
    Über die Sache selbst wurde dann nur noch wenig diskutiert. Bestand doch Einigkeit darüber, dass die Angelegenheit, so wie sie vorgebracht worden ist, denjenigen, die sich für eine Verkehrsberuhigung in der Saarstraße einsetzen, letztlich nur geschadet. Einen Bärendienst haben sie sich mit der Vorgehensweise erwiesen. Solch eine Maßnahme muss gut vorbereitet werden. Sie muss mit den Anwohnern besprochen, mit den Geschäftsleuten diskutiert, mit Ordnungsamt und Straßenverkehrsamt abgestimmt werden. Der sehr sensible Bereich „Saarstraße“, eine wichtige Geschäfts- Durchgangs und Wohnstraße in Trier, eignet sich überhaupt nicht dazu, im Hau-Ruck-Verfahren irgendwelche umstrittenen Verkehrslenkungsmaßnahmen und sei es auch nur vorübergehend durchzusetzen. Das hat die heftige Reaktion gezeigt, die der Bericht im TV ausgelöst hat.
    Außerdem wird in diesem Bereich zunächst einmal das Problem der „Aulbrücke“ zu lösen sein. So verwundert es überhaupt nicht, dass sich bei einer Abstimmung im TV eine überwältigende Mehrheit gegen die einseitige Sperrung ausgesprochen hat. So wird jedenfalls in diesem Jahr nichts aus der – sicherlich gut gemeinten – Idee. Doch der Vorschlag ist damit noch nicht vom Tisch. Er wird vom Ausschuss zu späterer Zeit noch einmal ausgiebig diskutiert werden. Ein aus dem Ausschuss kommender Antrag, das Experiment doch noch dieses Jahr durchzuführen wurde jedenfalls durch den Ausschuss abgelehnt.

  • Als erste Kommune in Rheinland-Pfalz wird die Stadt Trier gemäß den Forderungen der EU eine Lärmkartierung für die Hauptverkehrstraßen pünktlich fertig gestellt haben. Das Kataster dient als Grundlage dazu, konkrete Maßnahmen gegen den Straßenlärm ergreifen zu können.
  • Der Sachstand bezüglich des Mobiltätskonzeptes 2020 wurde erläutert. Zurzeit wird ein Konzept über die Notwendigkeit des Straßenneu- und -Ausbaus erstellt. Das soll dann in den künftigen Flächennutzungsplan 2020 eingearbeitet werden. Parallel dazu arbeitet das zuständige Amt an einem Rad- und Fußgängerverkehrskonzept für Trier. Im Frühjahr 2008 soll das alles fertig gestellt sein.
  • Kein Beschlussvorschlag für den Stadtrat wurde von dem Dezernatsausschuss IV für die Benennung von Straßen im neuen Wohngebiet „Am Olbeschwäldchen“ gemacht. Der Hintergrund: Formal hat der Stadtrat über die Straßennamen zu entscheiden. Es gibt jedoch Einigkeit darüber, dass man diese Entscheidung den Ortsbeiräten überlassen sollte. So wurde es auch stets gehandhabt. Das Problem im Allgemeinen: Das neue Baugebiet liegt zur Hälfte im Ortsbezirk „Tarforst“, zur anderen Hälfte im Ortsgebiet „Filsch“, so dass beide Ortsbeiräte über die Namen der neuen Straßen entscheiden müssen (Vorgeschlagen: „Ludwig-Erhard-Ring“, „Im Freschfeld“, „Theoderich-Straße“ und „Im Boden“. Das Problem im speziellen: Während der Ortsbeirat Filsch den Namen „Im Boden“ gebilligt hat, schlug der Ortsbeirat den Namen „Hans-König-Straße“ vor, sie also nach einem ehemaligen Bürgermeister der Stadt Trier zu benennen. Nur wurde bislang noch nie eine Straße in Trier nach einem Bürgermeister benannt; bisher konnten nur ehemalige Oberbürgermeister Namensgeber sein. Man wird versuchen, eine Einigung zwischen den Ortsbeiräten zu erzielen. Das Thema „Straßennamen“ einigt sich wenig dazu, streitig im Stadtrat behandelt zu werden.
  • Die Straße „Im Siebenborn“ in Zewen soll zwischen den Gebäuden einer Möbelfirma künftig von einer 6 Meter Fußgängerüberquerung überspannt werden, damit beide Bereiche zu einer Einheit zusammenwachsen. Der Ausschuss sah dies als eine sinnvolle Maßnahme an und stimmte zu.

Trotz der Fülle der Tagesordnung war die Ausschusssitzung schon kurz vor 20.00 Uhr beendet.

 

7 Gedanken zu „Kein Einbahnstraßenexperiment in der Saarstraße

  1. Hallöchen:
    Ich hab’s doch gleich gesagt – Verkehr ist ein sehr sensibles Thema und man muss mit allen Beteiligten reden. Dennoch würde ich den Saarstraßenanwohnern weniger Verkehr wünschen, wie auch den Paulinern…

  2. was mir noch einfiel: dass das Telefon-Voting so ausging, war ja klar. Wer wird wohl auch gevoted haben? Die vielen Pendler, die die Saarstraße durchqueren. Aber gerade weil so viele Quartiersfremde durch die Straße fahren, wollen die Leute doch Verkehrsberuhigung. Und diese sind logischerweise in der Minderheit. Insofern kann eine “demokratische” Telefonabstimmung zwar ein Meinungsbild widerspiegeln, aber das ändert nichts an der Problematik. Die Frage ist doch – will die Politik sich um das Bedürfnis jener Bürger, die vom Verkehrslärm betroffen sind, kümmern oder nicht? Eine Mehrheit gegen verkehrsberuhigende Maßnahmen lässt sich immer einholen – man muss nur die Gruppe derjenigen, um deren Meinung gefragt wírd, weit genug fassen..

  3. Die Saarstraße zum Teil vom massiven Durchgangsverkehr zu entlasten, mag auf den ersten Blick vielleicht eine gute Idee sein. Bei genauerer Betrachtung
    erweist sich aber als Irrtum, denn der Verkehrstrom würde sich in diesem Fall – wie ein Fluss, den man staut – seinen Weg über alle möglichen kleinen und größeren Nebenstraßen suchen. Dies führt zu einer Vielzahl neuer Probleme, die sich im Moment nicht überblicken lassen. Wer ist eigentlich als “Pendler” zu bezeichnen ?
    Gehören dazu auch jene Bürger(innen), die
    die paar hundert Meter von Matthias mit ihren Autos in die Stadt fahren, nur weil sie es so gewöhnt sind seit ewigen Zeiten ? Allerdings sollte man auch mal
    an die Busfahrpreise in Trier denken, denn diese sind beachtlich hoch. So lockt man keine Kurzstrecken-Autofahrer aus Mattheis in die Stadtbusse hinein. Um Straßen zu entlasten helfen keinen Umleitungen oder Einbahnstraßen, sondern nur eine Ermäßigung der Busfahrpreise, um einen Anreiz zu schaffen, mehr als bisher den Bus für Fahrten in und durch Trier zu benutzen. Fahrradfahren ist keine Lösung, denn dies ist nicht jedem zumutbar, zumal schon jetzt viele Radfahrer gewzungen sind, auf die Bürgersteige auszuweichen, weil es nicht genug sichere Radwege gibt. Es ist an der Zeit, das gesamte Konzept des fließenden Verkehrs zu novellieren.

  4. Bzgl. Saarstraße, Fahrradfahren und überhaupt:
    Ich wohne erst seit ein paar Monaten in Trier. Als ich noch in München lebte fuhr ich jeden Tag mit dem Rad ins Büro und zu Klienten, bzw. nahm die Tram. Hier in Trier geht das nicht. Dabei ist Trier im Vergleich zu München eine Kleinstadt, die eigentlich dafür prädestiniert ist, da die Wege im Stadtgebiet doch oft recht kurz sind und es auch kaum Steigungen gibt. Das Fahrrad würde mich also auch hier gut voranbringen, aber es klappt nicht. Die Autofahrer sind hier so rüpelhaft, es ist mir fast schon ein Rätsel. Wir wohnen in Trier Süd. Meine Tochter wollte letztens zufällig von der einen Saarstraßenseite zur anderen laufen, weil dort ihre neue Freundin mit deren Mutter entlanglief.
    Während sie los lief waren in der Ferne schon Autos zu sehen, aber eigentlich noch weit genug entfernt um als Vater nicht nervös zu werden. Bis ich merkte das das vorderste Auto – obwohl der Fahrer meine Tochter bemerkt haben musste – noch beschleunigte. Der Autofahrer ging sicher wohl davon aus sie würde sie Straße überquert haben bis er an der Stelle sei. Aber meine Tochter ist erst fünf Jahre alt und hatte plötzlich das Bedürfnis sich am Knie kratzen zu müssen. In einer „Wohnstraße“ fesselt man seine Kinder nun mal nicht an sich um auf Nummer sicher zu gehen. In einer „wichtigen Geschäftsstraße“ erst recht nicht. (Bei einer Durchgangsstraße wohl eher.) Ich schrie also und rannte los. Um mein Leben und um ihres. Der Autofahrer bremste erst leicht, dann doch stark, konzentrierte sich aber wohl vielmehr darauf mich unverständlich anzusehen und zu hupen, während ich mit meiner Tochter in den Händen auf den Gehsteig flog. Man konnte regelrecht seine Wut verstehen. Wollte meine Tochter doch „einfach“ unter Einsatz ihres Lebens verhindern, dass er noch die Grünphase der Ampel hätte nutzen können. Das ist Trier.
    Wieso traut man sich denn wenigstens nicht einmal am Anfang und am Ende der Saar-/Matthiasstraße Tempo 30 Schilder aufzustellen um den Verkehr immerhin auf diese Weiße zu beruhigen? Das fehlende Unrechtsbewusstsein vieler Autofahrer kann doch nicht Grund sein diese weiter so fahren zu lassen? Trier ist eine Stadt, keine Rennbahn.
    In München fährt der OB mit dem Rad zur Arbeit, die Stadt Berlin startet Imagekampagnen für mehr Fahrradfahren in der City, New York legt Autospuren für den Radverkehr „trocken“, London führt eine City Maut für Autos ein und die Leute Bürger finden es gut, in Paris versperren neue Straßenbahnlinien dem Autoverkehr den Weg, in Luxemburg denk man über viele den genannten Konzepte LAUT nach und in Trier hat man Angst eine Wohn-& Geschäftsstraße verkehrstechnisch zu beruhigen??

  5. An Frederik: In der Tat habe ich solche rüpelhaften Autofahrer auch schon in Trier beobachtet. Einmal hat ein Taxi beinahe zwei kleine Jungs überfahren.
    Der Vater der Jungen riß die Kinder im letzten Moment von der Straße. Ich kam gerade hinzu, als der Taxifahrer aus dem Auto stieg und dumm-frech wurde, weil er meinte er sei im Recht. Dieser Rüpel ergriff aber die Flucht, denn der Vater kochte vor Wut und ich nicht minder.

  6. Tempo 30 in der Saarstraße wäre richtig. Da Trier sich als kinderfreundliche Stadt versteht, sollte über diesen Vorschlag nachgedacht werden. Einbahnstraßen sind gut und schön, aber besser wären wohl doch Tempolimits in der Trierer City.

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