Mit dem ICE nach Berlin

In den Herbstferien haben wir als Geschenk für unsere Oma, die in Berlin aufgewachsen ist und diese Stadt liebt, einen Familienausflug in unserer Hauptstadt geplant.

Wie dorthin kommen? Zugegeben: Bisher war unser bevorzugtes Familienreisemittel unser VW Bus. Er hat viele Vorteile, man ist flexibel, muss keinen Streik fürchten, kann so viel Gepäck mitnehmen, wie man will. Aber man will ja etwas gegen das schlechte Gewissen und für die Umwelt tun. Deshalb haben wir uns für eine Bahnreise entschieden. 306,50 Euro für eine 5-köpfige Familie mit der Bahncard 25. Da kann man eigentlich Nichts sagen.

5:00 Uhr auf dem Trierer Hauptbahnhof:

Der Eindruck des Trierer Hauptbahnhofes in den frühen Morgenstunden lässt keine Illusionen zu: Wir sind tiefste Provinz. Kaum Leute zu sehen. Das Bahnhofsgebäude ist geschlossen. Wir müssen uns durch den Seitengang hineinmogeln.

Doch dann der Anblick, den man in dieser traurigen Situation nicht erwartet: Da steht er beleuchtet: Ein richtiger hochmoderner ICE mit der Aufschrift: Berlin in Trier!

Es sind kaum Leute in den Abteilen. Wir genießen den Luxus, einen ganzen Großraumwagen für uns alleine zu haben. Wir stellen uns die bange Frage, wie lange die Bundesbahn diesen Zug noch fahren lassen wird. Der Zugführer müht sich redlich, das Großstadt-Feeling ein wenig zu erhalten, indem er die Ansage, dass wir im ICE Nr. 545 nach Berlin sitzen auf Englisch wiederholt, oder sagen wir besser in einer Sprache, die er für Englisch hält. „Deutsche Bahn says You Welcome in the Intercity“. – „Papa, der spricht genauso schlecht Englisch wie Du“, meinen die Kinder frech.

Der Zug kriecht über die kurvenreiche Moselstrecke. Das ist so sinnvoll, wie wenn man mit einem hoch gezüchteten Ferrari über die Loebstraße fährt. Endlich nach 1 ½ Stunden Fahrt um

6.30 Uhr haben wir den Koblenzer Hauptbahnhof erreicht.

Der Zug wechselt die Richtung. Warum er jetzt über den Köln/Bonner Flughafen fährt, erschließt sich uns nicht.

Um 8.53 Uhr haben wir jedenfalls endlich Düsseldorf erreicht und damit endgültig die Provinz verlassen.

Eine Stadt folgt jetzt auf die andere: Duisburg, Essen, Bochum, Dortmund.

In Hamm (10:07 Uhr) werden wir zu einem richtigen großen ICE, es wird ein zweiter Zugteil hinzugekoppelt. Die Waggons haben sich mittlerweile mit vielen Reisenden gefüllt. Die Reisegeschwindigkeit hat sich auch auf 200 km/h (jedenfalls teilweise) erhöht. Na bitte. Jetzt stellt sich langsam richtiges „Intercity-Express-Gefühl“ ein.

So richtig toll wird es dann ab

Hannover (11:28 Uhr). Nur noch wenige Sitzplätze sind frei. Mit 250 km/h rast der Zug fast lautlos unserem Reiseziel auf der ICE Neubaustrecke entgegen, das wir pünktlich (!) um 13:08 Uhr erreicht haben.

Wir haben unsere Verkehrsmittelwahl nicht bereut. Das Manko, die eingeschränkten Mitnahmemöglichkeiten beim Reisgepäck und die etwas höheren Kosten, werden durch die Vorteile wett gemacht. Man fährt sicher und entspannt. Während der fahrt konnte ich das hier Niederschreiben. Richtig bequem wird die Reise nach Berlin aber erst durch den Umstand, dass man nicht Umsteigen muss. Jeder, der öfter mit der Bahn fährt weiß, dass das Umsteigen das größte Problem beim Bahnfahren ist. Weiß man doch nie, ob man den Anschlusszug erreicht. Denn das Problem der Verspätungen hat die Deutsche Bundesbahn immer noch nicht gelöst.

Wir möchten den ICE 545 Trier HbF . Berlin Ostbhf jedenfalls nicht mehr missen.

3 Gedanken zu „Mit dem ICE nach Berlin

  1. Bin auch gerade nach Berlin gefahren, aber etwas später am Morgen und hatte dann erst ab Köln den ICE. Einfach genial diese Reiseart. Hatte drei (!) Stunden den besten Schlaf bis Berlin 😉 Warum aber um fünf keine Menschen in Trier am Bahnhof warten: Bis auf dem Umstand, dass ich drei (!) mal umsteigen musste wegen der Bauarbeiten auf der Eifelstrecke war ich mit 7 1/4 Stunden offenbar trotzdem noch schneller als Sie in Berlin und musste erst um 10.00 Uhr in Trier losfahren…

  2. @augur
    Ab nächstem Jahr soll der direkte ICE nach Berlin allerdings eine Stunde weniger für die Strecke benötigen. Er wird dann wohl nicht mehr über Köln Flughafen fahren.
    Im Moment plagt mich allerdings mehr die Sorge, wie ich weider nach Trier zurückkomme. Es sind ja für die nächsten Tage massive Streiks angekündigt.

  3. Hallo, Herr Albrecht:
    Auch wir sind im Oktober nach Berlin gefahren, ebenfalls mit dem 5-Uhr-ICE (in diesem Fall ist es vorteilhaft, wenn man im Paulinviertel wohnt, nur 10-Fuß-Minuten). Ich kann Ihren Eindruck nur bestätigen, der Zug ist wirklich praktisch und prima für einen Kurz-Urlaub in Berlin, auch wenn er die meiste Zeit leider nur mit halber Schubkraft fahren kann. Den Bundespräsidenten haben wir leider nicht gesehen – wahrscheinlich muss man für so eine Zufallsbegnung CDU-Mitglied sein 😉
    Wir sind allerdings auch ein wenig durch Neu-Kölln spaziert, denn dort ist ein Schwalbe-Händler, bei dem ich mich nach einem Nostalgie-Moped erkundigen wollte. Das war allerdings reichlich schockierend, denn die Menschen dort schauen schon sehr hoffnungslos aus (die “Kohlenhydrate-Esser und Biertrinker”) Da leben wir in Trier schon fast im Schlaraffenland. Berlin ist halt auch eine STadt der Extreme…
    schönen gruß
    hpl

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