Bereits im 2. Weltkrieg gehörte „im Rahmen des rassenideologisch motivierten Eroberungs- und Vernichtungskrieges die Demütigung der Bevölkerung – zu der vor allem die sexuelle Gewalt gegen die Frauen des Gegners gehörten – zum festen Bestandteil der Kriegführung.” (Birthe Kundrus: Nur die halbe Geschichte. Frauen im Umfeld der Wehrmacht. In: Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann (Hrsg.): Die Wehrmacht: Mythos und Realität. München 1999, S. 734).
Nicht anders war es 1992, im Jugoslawien-Krieg in Bosnien-Herzegowina. Ich war zu der Zeit schwanger mit meinem 2. Kind und fand die Berichte über vergewaltigte Bosnierinnen, die bewusst von serbischen und bosnisch-serbischen Sodaten geschwängert wurden ( sie sollten serbische Babys bekommen) ganz entsetzlich und beteiligte mich an einer Demo vor dem Rathaus. Mit diesen Vergewaltigungen demonstrierten die Soldaten ebenfalls ihre Macht gegenüber den Männern dieser Frauen, die nichts dagegen unternehmen konnten. Dieses grausame Muster wiederholt sich immer wieder, in jedem Krieg, in jeder kriegerischen Auseinandersetzung.
So auch zurzeit in Afrin, wenn man sich die Bilder und Videos von einer halb entkleideten Soldatin ansieht, die zurzeit auf facebook hochgeladen werden. Ich habe keinen Grund, an der Echtheit zu zweifeln. Ich finde die Bilder auf der Seite einer Syrerin aus Afrin, mit der ich auf facebook befreundet bin, ich finde die Kommentare meiner syrischen Freunde, die hier in Trier leben, das Video wird mir zugesandt von meinen türkischstämmigen, Erdogan-kritischen Freunden hier in Trier. Es ist entsetzlich, was darauf abgebildet ist. Normalerweise teile ich solche grausamen Bilder aus Respekt vor den abgebildeten Toten nicht. Aber in diesem Fall mache ich eine Ausnahme. Denn es schockiert mich zutiefst, wie wir wieder einmal ohne Protest zusehen, wie Zivilisten in einem Angriffskrieg – und nichts anderes ist das, was dem 20. Januar 2018 in Afrin seitens der türkischen Armee passiert ist – getötet werden. Wie Soldatinnen und Soldaten der YPD – die in Deutschland nicht als terroristische Vereinigung eingestuft ist, sonst hätten wir sie ja nicht im Kampf gegen den IS unterstützt – , als Terroristen beschimpft, Opfer der türkischen Armee werden.
Ich kann nicht helfen, aber ich muss nicht tatenlos zusehen. Ich kann meinen Protest kundtun. Und das tue ich heute Abend. In der vagen Hoffnung, dass der politische Druck auf die Türkei endlich einsetzt. Bevor die Enklave Afrin vollständig in türkischer Hand ist und ein Völkermord an den dort lebenden Kurden erfolgreich durchgeführt wurde. Und wir wieder sagen: “Nie wieder!”