Der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Stadtratsfraktion Düsseldorf, Andreas Hartnigk, hatte die Einführung von Parkgebühren für Fahrradfahrer gefordert, was für viel Aufsehen gesorgt hat. Mittlerweile hat er diese Forderung wieder zurückgezogen.
Mich hat das Ansinnen sehr aufgeregt. Da es um grundsätzliche Einstellungen zur Förderung des Radverkehrs geht, lasse ich meine öffentliche Antwort an Herrn Hartnigk, die ich spontan verfasst habe, weiter online:
Sehr geehrter Herr Hartnigk,
wir sind beide Juristen,
beide sind wir stellvertretende Vorsitzende einer CDU Stadtratsfraktion,
erstaunlicherweise haben wir zwei gemeinsame Freunde auf Facebook,
und wir sind beide im April geboren.
Aber da enden dann auch schon unsere Gemeinsamkeiten, sind Sie doch beispielsweise 8 Jahre jünger als ich.
Ich habe es auch nie geschafft, mit einem Vorschlag bundesweit in die Schlagzeilen zu kommen!
Gratulation! Man redet über Sie!
Und natürlich, wie das bei solchen »Aufreger-Themen« ist: Die Medien machen daraus schnell die Schlagzeile: »DIE CDU fordert die Einführung von Parkgebühren für Fahrradfahrer«, ungeachtet dessen, dass Ihre eigenen Parteifreunde aus Düsseldorf Ihren Vorschlag schon als »Schnapsidee« gebrandmarkt haben.
So muss ich mich dann auch als CDU-Mitglied betroffen fühlen, weshalb es mich nach einer Reaktion drängt.
»Es sei nicht hinnehmbar, dass Autofahrer bei der ‚Verkehrswende‘ regelrecht verteufelt, Radfahrer dagegen mit Samthandschuhen angefasst würden«, argumentieren Sie.
Ein Argument, das ich schon öfters an Stammtischen gehört habe. Es wird meiner Meinung nach nicht besser, wenn man es ständig wiederholt.
Sie haben offenbar nicht verstanden – so mein Eindruck -, worum es bei der Verkehrswende geht.
»Wende« bedeutet »Umdenken«.
Wir müssen sehr dringend, sehr geehrter Herr Hartnigk, bei dem Thema »Mobilität« umdenken und zwar rigoros.
So bequem das auch sein mag: Es kann nicht mehr angehen, dass jeder mit seinem eigenen Auto in die Stadt fährt, die Straßen verstopft, die Umwelt belastet, den kleinsten Fußweg meiden. Wir haben ein Problem in unseren Städten! Wie Fachleute versichern: Es ist ein ganz dickes Problem mit dem zunehmenden motorisierten Individualverkehr.
Und deshalb will ich als verkehrspolitischer Sprecher meiner Fraktion jedenfalls, dass die Leute ihr Auto stehen lassen und wenn es irgendwie möglich ist, statt dessen das Fahrrad benutzen (oder den ÖPNV). Denn es ist sauber, leise, benötigt wenig Platz und oftmals sogar viel schneller in der Stadt als ein Auto.
Deshalb werbe ich intensiv dafür, auf das Fahrrad umzusteigen und habe viel Zeit damit verbracht – zusammen mit Ratskollegen und -kolleginnen auch anderer Fraktionen – auf dieses Ziel bei uns in Trier hinzuarbeiten.
Und wenn man die Bürgerinnen und Bürger zur Nutzung des Zweirades anspornen will, wäre es einfach äußerst kontraproduktiv, ihnen das zu vermiesen, indem man ihnen Gebühren für das Abstellen der Räder abknöpft.
Aber das wissen Sie ja auch selbst am besten: Ihnen geht es offenbar weniger um die Gebühren, sondern wohl eher darum, ein Zeichen für die armen, Ihrer Meinung nach »verteufelten« Autofahrer zu setzen.
Glauben Sie mir: Es ist das falsche Zeichen! Auch unsere Partei ist zum Glück ganz kräftig dabei umzudenken!
Ich weiß, von was ich rede, denn ich fahre jeden Morgen mit dem Rad in mein Büro.
Vielleicht probieren Sie es einfach mal aus und lassen Ihren Mercedes oder BMW (natürlich nur eine Vermutung, ich weiß nicht, was man als Sozius einer großen Anwaltskanzlei in Düsseldorf so fährt) mal stehen und probieren das Rad einmal aus. Sie werden sehen: Es ist gar nicht schlimm und macht sogar Spaß! Und wenn das immer mehr machen, auch weil sie sich freuen, dass sie ihre Räder kostenlos abstellen dürfen, dann haben wir viel für unsere geschundene Umwelt getan!