Gestern ist mir das Knäckebrot ausgegangen. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause radele ich deshalb noch schnell beim Discounter vorbei, um mir ein solches zu besorgen.
Ein Fehler!
Offensichtlich muss ich beim Lesen der ganzen Corona-Meldungen nicht mitbekommen haben, dass auch die Nachricht verbreitet wurde, morgen bräche der 3. Weltkrieg aus.
Jedenfalls herrscht eine entsprechende angespannte Atmosphäre im Geschäft. Hektisch, wortlos mit sorgenvoller Miene hetzen die Leute durch den Raum. Noch nie habe ich es erlebt, dass schon am späten Nachmittag das Obst- und Gemüseregal komplett leergeräumt ist.
Gespenstisch!
Gleich neben der Tür zum Lager das Regal mit dem Mehl. Das heißt, dort lag einmal das Mehl. Zwei einsame Packungen sind noch da. Aber wohl nicht mehr lange. Ein heftiger verbaler Streit ist gerade zwischen zwei Frauen ausgebrochen, wem das Recht des ersten Zugriffs zusteht. »Was fällt Ihnen ein! Ich wollte das gerade einpacken!«
Später erfahre ich aus den sozialen Medien, dass andernorts sogar handfeste Schlägereien über die Besitzerlangung zu diesem Naturprodukt ausgebrochen sind, die einen Polizeieinsatz notwendig machten.
»Sind die hier alle verrückt geworden?«, denke ich »Ist das ein Alptraum oder wirklich Realität?«
»Was geht nur in deren Köpfen vor?« »Was – um Teufels Willen – wollen die mit dem ganzen Mehl, das sie zu Hause horten, eigentlich anfangen? Meinen die ernsthaft, sie seien in der Lage, nur ein Brot selbst zu backen? Warum auch, es ist überhaupt nicht zu erwarten, das Grundnahrungsmittel bei uns zu Neige gehen werden.« »Was denken die sich, mit welchem Material die Leute die Hygiene pflegen sollen, die nicht dem Hamster-Wahn verfallen sind und irgendwann Toilettenpapier kaufen wollen?«
Zweifel kommen bei mir auf, dass mit Bürgern, die eine solche dumme, grenzenlos egoistische Denkweise an den Tag legen, eine schlimme Krise, die wir nun einmal haben, auch nur ansatzweise zu bewältigen ist.
Ist es doch eine Binsenweisheit, dass gerade in Zeiten des Notstands Solidarität, Mitmenschlichkeit, noch dringender denn je ist.
Gemeinsinn: Diese Forderung gilt übrigens auch für die Pächter und Inhaber mancher Geschäfte. Warum werden solche Hamsterkäufe überhaupt zugelassen? Muss da allein der Profit im Vordergrund des Handelns stehen?
Dass es auch anders geht, beweist der »Edeka« gleich in der Nähe. Ein großes Schild am Eingang weist auf die Mengenbegrenzung beim Einkauf hin. Gut so! Und tatsächlich, dort bekomme ich auch das Knäckebrot für mein Abendessen.