»Das gibt es doch gar nicht!«, dachten wir: Ein 3-Sternekoch lobt ein »gewöhnliches« Restaurant und bekennt öffentlich, dass er dieses regelmäßig besucht.
Christian Bau, Küchenchef im Restaurant »Victor’s Fine Dining« in Perl-Nenning, hat diese kostenlose Werbung dem »Burgrestaurant di Vincenzo Di Tuoro« in Saarburg zuteilwerden lassen. Wir wollten es uns nicht nehmen lassen, dies zu überprüfen.
Um es vorwegzuschicken: Die Einschätzung des Sternekochs stimmte selbstverständlich und wir waren froh, diesen Tipp erhalten und das eine halbe Auto-Stunde von Trier entfernte Restaurant besucht zu haben.
In Anbetracht der sachverständigen Kritik des absoluten Fachmanns mag es hypertroph sein, als Laie eine zusätzliche Würdigung hinzufügen. Gleichwohl möchten wir ein paar Worte aus unserer Sicht zu unserem Besuch am Sonntag hinzufügen.
Ein traditionelles italienisches Restaurant zeichnet bekanntlich folgende mehrgängige Struktur aus: Antipasti, primo Patto (Pasta/Risotto), secondo Piatto (Fleisch/Fisch), Dolce, Espresso, dazu Wein aus der Region. Pizza gibt es nicht. Solche Restaurants trifft man in unserer Region sehr selten an, in Trier beispielsweise überhaupt nicht. Die Speisekarte des Burgrestaurants folgt genau diesem Prinzip und ist erfreulich überschaubar.
Wir wählten als Antipasti pochiertes Ei aus der Pfanne auf knusprigem Kartoffelnest mit Erbsencrème und Parmesanschaum (15 €) bzw. apulische Burrata (Frischkäse aus der Region Apulien) und bunter Tomatensalat mit Sizilianischem Pesto aus getrockneten Tomaten und Mandeln (16,50 €). Beides ein absolutes Geschmackserlebnis. Wir fühlten uns nach Süditalien versetzt. Pasta (primo piatti) ließen wir aus, weil es einfach zu viel geworden wäre. Es folgte das Hauptgericht: Ich hatte gegrilltes Seebarschfilet mit Röstkartoffeln, frischem Blattspinat und Auberginensoße (31 €) gewählt, meine Ehefrau gegrillter Tintenfisch, Garnelen und Oktopus mit Kartoffelpüree, grünen Bohnen und Gremolata (eine Kräuter-Würzmischung der lombardischen Küche) für 33 €. Beide Gerichte waren geschmacklich bestens abgestimmt und mundeten hervorragend.
Unsere kulinarische Reise endete mit einem Haselnusseis mit Espresso in der Tasse serviert für schlappe 5 €. In Anbetracht dieses Schnäppchens gönnte ich mir noch eine Kugel hausgemachtes Weiße-Schokoladeneis (1,80 € ). Meine Frau nahm eine Kugel Pfirsich-Sorbet mit Sekt (5,80€). Natürlich hätten wir aus der reichhaltigen Dessert-Karte auch umfangreichere Köstlichkeiten aussuchen können, aber, zu viel ist einfach zu viel.
Die Bedienung war freundlich und äußerst unaufdringlich. Einziger kleiner Wermutstropfen: Die Bedienung des Weines zum Hauptgericht funktionierte an diesem Abend nicht so prompt, wie man sich das gewünscht hätte, sodass meine Ehefrau ihren Wein leider erst erhielt, nachdem der Hauptgang serviert worden war. Dieser Lapsus verwunderte in Anbetracht der übrigen Perfektion etwas.
Gleichwohl: Wir hatten ein unvergessliches Erlebnis. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt, denn gute Küche mit frischen Zutaten – wie hier – kostet eben nun mal. Wir werden die »Geschmacks-Reise« nach Süditalien unbedingt wiederholen. Natürlich im Sommer, denn auf der Terrasse – so hörten wir – soll es besonders schön sein. Mit herrlichem Blick auf Saarburg. Da die Größe der Räumlichkeiten begrenzt ist, sollte unbedingt vorher ein Platz reserviert werden.