„Blaue Lagune“ wird sie genannt, als „Goldgrube“ bezeichnet.
Geheimnisse umwittern sie, beflügelt von einem städtischen Pressesprecher, der keine Auskünfte geben will. Viele Gerüchte gibt es über sie.
Geheimnisumwittert und umstritten
Nein, die Rede ist nicht von einer geheimnisvollen Südseeinsel. Ich spreche von einer ganz gewöhnlichen Trierer Tankstelle, die im Herbst 2011 für aufregende und emotionsgeladene Diskussionen in der Trierer Bevölkerung, vor allem auch auf Facebook sorgte. Der Trierische Volksfreund veranstaltete damals sogar eine Podiumsdiskussion zum Thema.
Auslöser der kollektiven Aufgeregtheit war seinerzeit der Fakt, dass der Pachtvertrag für den Tankstellenbetrieb bald auslaufen sollte und Stadtplanern vorschwebte, diesen Teil des Alleenring wieder zu begrünen und in der Mitte mit einem schönen Radweg zu krönen. Doch hauptsächlich machten Anwohner Front gegen das ungeliebte blaue Gebäude. Hatte es sich doch zu einem nächtlichen Hauptversorgungszentrum für vornehmlich jugendliche Alkoholkonsumierende entwickelt, was mit entsprechendem Lärm verbunden war. Die allgemeine Mobilisierung ging sogar soweit, dass sich einerseits eine Facebookgruppe für den Erhalt stark machten, andererseits die örtliche CDU sogar Parteiaustritte hinnehmen musste, als sie sich für den Erhalt des Betriebes aussprach.
Teils dem Sommerloch geschuldet, teils dem Umstand, dass derzeit ein Radverkehrskonzept öffentlich diskutiert wird, griff der Trierische Volksfreund in seiner Ausgabe vom 13.8.2015 das Thema wieder auf.
Der dort vermittelte Eindruck („Kulttankstelle mit Verfallsdatum“ – „Die Gnadenfrist läuft endgültig ab“), das Schicksal der „Tanke“ sei jetzt endgültig besiegelt entspricht indes nicht der Faktenlage.
Mitte 2016: Entscheidung über Zukunft der „Blauen Lagune“
Fakt ist, dass der Trier Stadtrat am in Trier am 8.6.2012 die einmalige Verlängerung des Vertrages für die Weiterbetreibung der Tankstelle bis zum 31.12.2017 beschlossen hat. Die damalige Baudezernentin hat in der Ratssitzung klargestellt, dass einmalig nicht letztmalig bedeutet. Ferner hat der Stadtrat in der Sitzung Einschränkungen für den nächtlichen Alkoholverkauf und weitere lärmreduzierende Maßnahmen beschlossen. Schließlich hat der Tankstellenbetreiber der Stadt erhebliche finanzielle Zugeständnisse gemacht, deren Details allerdings dem Datenschutz unterliegen.
Das bedeutet: Etwa Mitte 2016 wird der Stadtrat zu entscheiden haben, ob der Pachtvertrag erneut verlängert wird. Das wird letztlich davon abhängen, ob der Betreiber oder jemand anderes tatsächlich Interesse an einem Weiterbetrieb der Tankstelle hat und welches Angebot er der Stadt Trier hierfür unterbreitet. Schließlich hat die Stadt erhebliche finanzielle Probleme und ist auf jeder Einnahmequelle angewiesen.
Kein Zusammenhang mit Radkonzept
Mit dem Radverkehrskonzept, das ja nur, wie der Name schon sagt, ein Konzept ist und keine Verbindlichkeit entfaltet, hatte diese Entscheidung übrigens gar nichts, aber auch rein gar nichts zu tun.
Im Übrigen wird sich das drängende Problem für die Radfahrer mit einem Bau eines Radweges auf diesem kurzen Stück lösen lassen. Denn die prekäre Lage für die Zweiradfahrer besteht im oberen Bereich der Ostallee auf der Strecke bis zum Landesmuseum. Und hier gibt es nur sehr wenig Platz. Deshalb wird sich durch eine solche Maßnahme der Missstand nicht abstellen lassen, dass der umweltbewusste Zweirad Nutzer aus purer Verzweiflung nach wie vor auf den Bürgersteig ausweicht.
Meine Meinung:
Manchmal ist man sich ja als Ratsmitglied nicht sicher, ob man bei emotional hoch belasteten Themen eine richtige Entscheidung trifft. Denn egal wie man stimmt, beschimpft wird man immer von irgendeiner Seite. So auch beim Thema Blaue Lagune. Nur im Nachhinein kann man beurteilen, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war. Und jetzt hat sich doch eindeutig herausgestellt: Der damalige Beschluss, den Pachtvertrag unter bestimmten Bedingungen zu verlängern war in jeder Hinsicht richtig: die Lärmsituation hat sich beruhigt. Die Stadt hat von den Einnahmen kräftig profitiert. Und seien wir doch ehrlich: Es wäre blauäugig anzunehmen, dass die Stadt Trier, die es bis heute nicht fertig gebracht hat, das Provisorium Aulbrücke zu beseitigen, es auf die Reihe gebracht hätte, aus dem Brachland einer abgerissenen Tankstelle eine Begrünung mit einem Radweg zu entwickeln.
Für die Zukunft heißt es meines Erachtens: Ruhe bewahren und abwarten. Die Entscheidung über die Zukunft der Tankstelle muss nach sorgfältiger Abwägung des Für und Wider nach rein sachlichen Kriterien zu gegebener Zeit getroffen werden.