Angst. Entsetzen. Es war der blanke Horror. Ein Gruselfilm, der Wirklichkeit geworden ist.
Ich sitze ruhig im Keller im Arbeitszimmer und schreibe einige Mails am Computer. Plötzlich spüre ich, dass etwas am Hosenbein hoch krabbelt. “Oh”, denke ich, “das könnte eine Wespe sein!”. Ganz vorsichtig kremple ich die Hose hoch. Doch das Etwas krabbelt mit. Ich spüre jetzt, dass es sich um ein größeres Insekt handeln muss. Panik kommt in mir auf. Vielleicht eine Hornisse? Ich halte das Bein ganz ruhig. Von diesem großen Fluginsekt gestochen zu werden wäre bestimmt sehr schmerzhaft. Wie kann ich das nur verhindern? Ich versuche die Jeans weiter hoch zu krempeln, damit sich das Tier nicht eingeengt, bedroht fühlt.
Ich greife an die Hose, höre die Hornisse laut quietschen und plötzlich beißt sie mich in den Finger. “Seltsam, eine Hornisse die beißt”, denke ich noch gerade und sehe dann eine kleine, wütend quietschende Maus davonlaufen. Eine Maus im Hosenbein. Für mich gab es das bisher nur in Geschichten.
Wie jetzt den Nager aus dem Zimmer entfernen, ist die nächste Frage. Ich hole eine Käfig-Mausefalle, die im Keller bei uns parat steht. Ich bin hoch erfreut, dass sich das kleine Tier schneller der Falle näherte, als ich dachte. Hatte ich doch schon befürchtet, es würde sich irgendwo in einer Ecke verkriechen. Doch die Sorge ist grundlos, wie ich sehen kann. Das kleine Wesen läuft munter im Zimmer herum und erkundet es von allen Seiten. Es klettert auf die Falle, sieht mich dabei frech an, inspiziert sie auch von innen… Hoffnungsvoll warte ich auf das Klacken der zuschnappenden Falle. Doch nichts ist zu hören. Zu früh gefreut, die Mechanik versagt im entscheidenden Moment.
Ich gehe ins Bad und nehme einen Zahnbecher zur Hand. Da mich diesmal – anders als bei letztem Maus-Erlebnis – kein Kater unterstützen kann, beginnt jetzt ein lustiges Thomas-Maus-Spiel. Ich werde dabei das Gefühl nicht los, dass sich das kleine “Miststück” über mich lustig macht. Immer wieder lässt es mich auf wenige Zentimeter herankommen und entwischt dann im letzten Moment. Doch irgendwann – ich wollte den ungleichen Kampf schon aufgeben – lässt seine Aufmerksamkeit nach. Es gelingt mir, den frechen Wesen zu überlisten: Ein gewagter Sprung, ich stülpe einen Zahnbecher über den Störenfried, schiebe dann ein Blatt Papier darunter und …. aus die Maus!
Ich gehe ein gutes Stück von unserem Haus weg, denn vielleicht hat sie sich ja an mich gewöhnt (man weiß ja nie) und entlasse sie dann in die Freiheit.
Im Zahnbecher hat es dem kleinen Tierchen überhaupt nicht gefallen, laut quietschend hat es sich über sein Gefängnis beschwert. Als es heraus gelassen wird, kann es die wiedergewonnene Freiheit noch gar nicht begreifen, bleibt erst einmal eine Weile stehen, entschwindet dann aber schnell im Gebüsch.
Fachleute werden jetzt einwenden, dass es sich bei dem Tier (siehe Bild) um eine Spitzmaus handelt, die gar keine Maus ist, noch nicht einmal ein Nagetier, sondern ein Insektenfresser (Eulipotyphla), der einer Maus nur ähnlich sieht. Ehrlich gesagt, war mir das völlig gleichgültig, hat doch eine Spitzmaus -Nagetier hin – Nagetier her – ebenso scharfe Zähne wie eine richtige Maus. Ich mag gar nicht daran denken, welche Gefahren mir gedroht hätten, wenn Eulipotyphla es geschafft hätte in der Hose weiter nach oben zu klettern….
3 Gedanken zu „Der blanke Horror!“
Da wohnen Sie also wirklich im GRÜNEN auf dem Mariahof 😉 Schönes Erlebnis.
Was???
Herr Albrecht ist jetzt bei den GRÜNEN?
😉
Schöne Geschichte das.
Das erinnert mich an einen kurzen Fernsehbeitrag über das so genannte “Ferret legging” – ein Sport, der darin besteht, ein Frettchen im Hosenbein möglichst lange auszuhalten. Es soll unter Kohlekumpels in Yorkshire beliebt (gewesen) sein:
http://en.wikipedia.org/wiki/Ferret_legging
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