Eine beeindruckende Persönlichkeit und doch so bescheiden.
Ein großer, starker Mann und doch so verletzlich. Er war Dialysepatient.
Den Beruf des Bankkaufmanns hatte er erlernt und ausgeübt.
Doch die Öffentlichkeit in bewegten Bildern über das lokale Geschehen zu informieren, das wurde seine große Passion, die ihn prägte und die ihn im Raume Trier bekannt gemacht.
Otto Scholer, jeder, der diesen Namen hörte, verbindet ihn mit dem Begriff “Offener Kanal”.
In diesem Zusammenhang habe auch ich ihn vor vielen Jahren kennen und schätzen gelernt.
Ja, er war die Seele des OK, wie es dort treffend beschrieben ist.
Der offene Kanal, ist ein privates, nichtkommerzielles Medium. Gleichwohl war ihm Professionalität und Qualität immer wichtig. Er hat mit seinem unermüdlichen Einsatz für dieses Medium, das leider nicht die Beachtung findet, die es eigentlich verdient, einen ganz wesentlichen Anteil daran gehabt, das das Trierer Bürgerfernsehen zu einem Bestandteil der Trierer Medienlandschaft wurde, der nicht mehr wegzudenken ist. Regelmäßig bildete er in Kursen und Lehrgängen, die er leitete, Interessenten an der Kamera-Arbeit fort.
Am Abend des 29. November überbrachte mir meine Ehefrau die Nachricht über den Tod von Otto Scholer: “Du wirst sehr traurig sein, wenn du hörst, wer gestorben ist!” Ja, ich bin sehr traurig und betroffen. Er starb kurz nach seinem 54. Geburtstag, plötzlich und überraschend nach schwerer Krankheit.
Wem geht es gelegentlich nicht ähnlich? Manchmal bedauert man es unendlich, dass man Projekte und Pläne nicht sofort umsetzt, zu lange aufschiebt, bis es zu spät ist.
Otto Scholer und ich hatten ein solches gemeinsames Projekt, über das wir viele Male gesprochen und konferiert hatten: Das “Stadtratsfernsehen”.
Er wollte immer wieder das Geschehen im Trierer Stadtrat auch für diejenigen erfahrbar machen, die sich nicht auf den Weg in den Rathaussaal machen wollte. Das gehört einfach zu einer lebendigen, funktionierenden Demokratie. Der Bürger muss sich einfach und unkompliziert informieren können, meinte auch er! Immer wieder wurden leider die verschiedensten Argumente gegen ein solches Vorhaben vorgebracht: Technische Probleme, rechtliche Bedenken, nicht alle Ratsmitglieder wollten sich im Fernsehen zeigen, hieß es immer wieder. die Verwaltung hat solche Ideen jedenfalls nicht vehement unterstützt.
Wir wollten noch einmal gemeinsam einen Anlauf probieren, haben es aber aufgeschoben, denn so etwas geht nur fraktionsübergreifend und lässt sich nicht im Parteienstreit durchsetzen.
Nach der Landtagswahl, das ist ein richtiger Zeitpunkt, noch einmal in dieser Richtung initiativ zu werden, dachten wir. Zu spät für Otto Scholer, aber ich verspreche dieses Vorhaben nicht aus dem Auge zu verlieren.
Ich verneige mich in tiefen Respekt vor diesem besonderen Menschen, der nie etwas besonderes sein wollte, sondern sich stets in Bescheidenheit geübt hat