In Trier wird es keine Umweltzonen geben!

Am 29.1.2008 hat der Stadtrat auf Antrag der UBM beschlossen zu prüfen, ob es in Trier die Notwendigkeit gibt, so genannte Umweltzonen einzurichten.
Zur Erinnerung: Umweltzonen sind so genannte Tabuzonen, in denen Dieselkraftfahrzeuge ohne entsprechende Plakette (die ältere Fahrzeuge gar nicht erhalten können) nicht einfahren dürfen. Mehrere Großstädte haben bisher die Einrichtung solcher Umweltzonen beschlossen.
Solche Zonen haben nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile, für betroffene Besitzer von Dieselfahrzeugen ohne Rußfilter (der für viele Autos noch nicht einmal nachrüstbar ist), vor allem für die örtliche Wirtschaft. Hierauf hat unter Anderem auch die IHK in einem besorgten Schreiben an die Fraktionen hingewiesen.
Für Trier gibt es jedenfalls Entwarnung. Hier ist nicht mit der Einführung dieser Umweltzonen zu rechnen.
Richtig ist, dass die Gesundheit der Menschen vorgeht. Aber wegen der schwerwiegenden Folgen ist es nur dann zu rechtfertigen, Umweltzonen einzurichten, wenn sie auch tatsächlich notwendig sind und sie nachweisbar zu einer Luftverbesserung führen.
Die Stadt Trier hat – dem Auftrag des Stadtrates entsprechend- eine solche Untersuchung vorgelegt. Hierin kommt sie zu dem Ergebnis, dass seit dem 1.1.2005 der zulässige Tagesmittelwert für die Feinstaubbelastung in keinem Jahr an mehr als den zulässigen 35 Tagen überschritten wurde. Die Belastung geht sogar zurück. Gleiches gilt für die Belastung an Stickstoffdioxid. Entgegen der falschen Behauptung der Grünen, die sie im Stadtrat publikumswirksam aufgestellt haben, ist auch hier die Belastungssituation für Trier als unkritisch einzustufen.
Die Verwaltung kommt zu folgendem abschließenden Ergebnis: Bei der derzeitigen Belastungssituation ist der bereits beschlossene Aktionsplan Luftreinhaltung völlig ausreichend. Nach ihrer Einschätzung entspräche die Einrichtung von Umweltzonen nicht dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit. Nach dem derzeitigen Stand besteht hierfür also keine Rechtfertigung, und damit auch kein Anlass, weitergehende Überlegungen in diese Richtung anzustellen.
In öffentlicher Sitzung des Dezernatsausschusses IV am 28.2.2008 wird der Bericht im Einzelnen vorgestellt werden. Wen es interessiert, kann den Bericht schon jetzt hier nachlesen.

14 Gedanken zu „In Trier wird es keine Umweltzonen geben!

  1. Nur dass Trier jährlich knapp am Umweltalarm vorbeischliddert ist doch kein Grund, Entwarnung zu geben. Und das nur, um die CDU-nahe Einzelhändler-Lobby zufrieden zu stellen.
    Trier ist auf Platz Eins bundesweit, was Bronchial-Karzinome betrifft. Schauen Sie sich mal den Krebsatlas Deutschland an. Da ist Trier Spitze.

  2. Hallo “Buergerwehr”,

    sollte Themen sollten doch besser sachlich und ohne jedes Parteigezänk diskutiert werden.

    Das Gesundheitsamt Trier hat in offenbar – deutschlandweit gesehen – beispielhafter Wei se mit der Universität zusammengearbeitet, um so aussagekräftige Daten zusammenzubekommen und zu interpretieren, wo wohl andere Städte eher passen müssen.

    Insofern sollte man wohl aufpassen, nicht Äpfel mit Birnen zu vergleichen.

    Anhang:

    Regionale und kommunale Gesundheitsberichterstattung
    Probleme und Möglichkeiten
    Zeitschrift Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz
    Verlag Springer Berlin / Heidelberg

    “Zusammenfassung

    Gerade die regionale Gesundheitsberichterstattung ist für Planungen im Gesundheitssystem und für die Analyse von Problemen und Defiziten unverzichtbar. Leider ist für diese wichtige Aufgabe die vorhandene Datenlage in Deutschland bislang unzureichend, für spezielle Primärdatenerhebungen fehlen in der Regel Geld und Personal. Die für regionale Gesundheitsberichterstattung zuständigen Gesundheitsämter haben deshalb häufig große Probleme, aussagekräftige Gesundheitsberichte zu realisieren. Exemplarisch werden einige der Schwierigkeiten am Beispiel der Gesundheitsberichterstattung für die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg in Rheinland-Pfalz vorgestellt. Allerdings zeigt das Beispiel Trier auch, dass eine schlechte Datenlage kein Grund sein kann, auf GBE ganz zu verzichten, da auch mit den schon vorhandenen Daten manche regionalen Besonderheiten dargestellt werden können. Einschränkend ist dabei aber zu bemerken, dass die dazu notwendige Datenbeschaffung und -aufbereitung sehr arbeitsintensiv ist und in Trier nur deshalb möglich war, weil Universität und Gesundheitsamt bei der Gesundheitsberichterstattung sehr eng kooperieren.”

    http://www.springerlink.com/content/m6a4vtqn02fm4gf6/

  3. @ Buergerwehr

    Besonders betroffen davon sind die Schwächsten: Unsere Kinder! Eine Nachfrage bei den Trierer Kinderärzten wird dies bestätigen.

  4. @Pädagoge

    “Kinder, die in einem Haushalt aufwachsen, in dem ein oder beide Elternteile rauchen, sind als Kind statistisch gesehen häufiger krank und haben ein höheres Krebsrisiko.”

    Krebs hat viele verschiedene Ursachen.

  5. @ Moseljupp

    Mag sein, dass Triers Eltern am Standort der Produktion der Camel und der Nähe zu den billigen Zigaretten aus Luxemburg statistisch gesehen auch mehr rauchen 😉

    Aber ernsthaft: Die Trierer Kinderärzte klagen über eine Häufung (auch mit Unterschieden bei den Stadtteilen) von (chronischen) Erkrankungen der Atemwege.

  6. Ach, Herr Albrecht, sie waren doch selbst dabei…

    Zitat: “Entgegen der falschen Behauptung der Grünen, die sie im Stadtrat publikumswirksam aufgestellt haben, ist auch hier die Belastungssituation für Trier als unkritisch einzustufen.”

    Fakt: Die Grünen haben lediglich beantragt, die Untersuchungen auch auf Stickstoffdioxid zu beziehen, was die Verwaltung nun auch gemacht hat (auch wenn Sie dagegen gestimmt haben).

    Zitat Grüne: “Demnach verzeichnete eine Messstelle in der Kaiserstraße für den Zeitraum 2000 bis 2004 Jahresmittelwerte, die “oberhalb beziehungsweise auf dem zukünftigen Grenzwert” liegen. Der Wert für 2006 lag dicht unterhalb des Grenzwertes” Quelle: 16vor

    Gutachten zum Stickstoffdioxid: “Der Grenzwert für das Jahresmittel beträgt 40 μg/m³. […] In den vergangenen Jahren [hier wird es sehr ungenau!] lag das Jahresmittel durchaus in der Größenordnung von 40 μg/m³, die Tendenz ist jedoch leicht fallend. […] Die Werte für 2007 liegen noch nicht vor; der Jahresbericht 2007 des LUWG wird jedoch in den nächsten Wochen erwartet.”
    Quelle: http://www.albrecht-trier.de/PDF/08-02-19BerichtVerwaltungUmweltzonen.pdf

    … mit anderen Worten: Die Werte waren nicht unkritisch, die Stadt pfeift auf Maximinis Show-Antrag, folgt vielmehr der Anregung der Grünen, und das Land liefert die aktuellen Werte erst in einigen Wochen. Danke.

  7. @ Viezpidder

    Na das sieht ja bei uns auf der Karte (noch) aus wie eine Insel der “Glückseligen”.

  8. @Mitbürger:
    und genau um das “noch” geht es in der Diskussion. Ich denke, dass die Gesundheit der Talbewohner auch einmal Gegenstand der öffentlichen Debatte werden sollte. Diejenigen, die gegen Umweltzonen sind, sind diejenigen, die auf den Höhenstadtteilen wohnen..

  9. Viezpidder hat Recht – kaum ein Tal-Trierer (oder besser: Anwohner einer möglichen Umweltzone Trier-City) wird gegen eine Umweltzone sein.

    Wer an einer der wenigen Verkehrsachsen oder gar in der Nähe einer Bushaltestelle wohnt (SWT-Busse fahren OHNE Partikelfilter!!!) kennt die schwarzen Schleier an den Wänden, an den Fenstern – und kann dementsprechend auf die Belastungen für den eigenen Körper schliessen. Aber ok, ich – Nichtraucher – sterbe natürlich gern früher, wenn dafür alle alten Dreckschleudern und ungefilterten Diesel weiter in die schöne Trierer Innenstadt rollen können…

  10. @Tif : danke für den Kommentar – wer in der trierer innenstadt seine fensterbank mal eine woche lang nicht geputzt hat, sieht den schwarzen staub, der ja so gesund in der lunge ist. (oder gar nicht existent). ich finde es traurig, dass herr albrecht sich nicht mehr meldet – wäre ja doch wichtig zu wissen, wie die meinung der großen fraktionen im stadtrat zum thema gesundheit ist. aber vielleicht wird ja ein wenig kollateralschaden gerne in kauf genommen. wen jucken schon ein paar kranke trierer…

  11. @Viezpidder
    Gesundheit geht vor. Das habe ich ja schon oben geschrieben. Das ist doch gar keine Frage. Nur müssen alle Maßnahmen, die man ergreift, schließlich auch etwas bringen. Und das ist – so sagen die Experten – bei Fahrverboten eben nicht der Fall. Damit übrigens keine Missverständnisse entstehen: Die Entscheidung, ob Fahrverbot zu verhängen sind, trifft nicht der Stadtrat, schon gar nicht die Fraktionen, sondern die Verwaltung gemäß der geltenden gesetzlichen Regelungen.
    Die Luftqualität in Trier ist im Übrigen ein vielschichtiges Thema. Es wäre zu kurz gegriffen, dies nur im Zusammenhang mit den Fahrverboten zu diskutieren. Darauf haben viele Kommentatoren zu recht hingewiesen.
    So empfinde ich es als traurig, dass es z.B. die deutsche Autowirtschaft verschlafen hat, rechtzeitig effektive Rußfilter für ihre Fahrzeuge anzubieten.
    In Trier müsste auch unbedingt der durchfahrende LKW-Verkehr herausgeholt werden. Das geht nur dann, wenn endlich der Moselauftstieg gebaut wird, um nur zwei Beispiele zu nennen.

  12. … und der Moselaufstieg ist zu teuer und deshalb wird es ihn nie geben und deshalb bleibt am besten alles beim alten…. sorry – diese Argumentationsschiene hört man immer wieder. Sie ist in der Politik ein beliebtes Mittel, um unbeliebte Maßnahmen auf den St. Nimmerleinstag zu verschieben. Damit kann man das Thema schön “aushungern”, bis es wieder in Vergessenheit gerät. Ich fürchte aber, dass sich die Trierer damit nicht zufrieden geben. Das Gesundheitsbewusstsein wächst – und es sind Maßnahmen gefragt, die noch in unserer Lebenszeit greifen. Mal schauen, welche Antworten sich die anderen Fraktionen überlegen…

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