Der Saal der Volkshochschule war zum Bersten voll, als CDU Kreischef und Initiator der Veranstaltung MdB Bernhard Kaster die Podiumsdiskussion zum Thema “Paul von Hindenburg: Licht und Schatten der Erinnerung” eröffnete. Breit gefächert war auch das Publikum: Viele Kommunalpolitiker, natürlich zahlreiche CDU-Stadtratsmitglieder, aber auch die Geschäftsführerin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Uschi Britz. Ein Zeitzeuge, 1915 geboren, Abiturienten des HGT, Mitglieder des Elternbeirates. Etliche CDU Anhänger, auch solche, die mit dem Vorstoß ihrer Partei (noch) nicht so viel anzufangen wussten, aber auch etliche bekennende CDU Gegner.
Alle waren gespannt, was der als durchaus konservativ bekannte Historiker Prof. Wolfgang Stribrny zum Thema Hindenburg zu sagen hatte. Seine Aussage, die sich auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse stützte (vgl.: Wolfram Pyta, Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler,München:Siedler 2007, 1117 Seiten ), überraschte alle. Er räumte mit dem alten Vorteil auf, dass Hindenburg senil gewesen sei und nicht gewusst habe, was er tat, als er Hitler zum Reichskanzler ernannte, gründlich auf. Nein, Hindenburg sei fit bis zuletzt gewesen, er habe genau gewusst, was er tat, wenn er auch die Folgen nicht hätte abschätzen können. Dass er einen Verbrecher, den größten Massenmörder der Menschheitsgeschichte, gefördert habe, hätte er aber spätestens seit dem Röhm-Putsch erkennen müssen. Hindenburg sei ein sehr autoritärer Mensch gewesen, der nichts, gar nichts von Demokratie gehalten habe. Er habe sich aber auch Verdienste um Deutschland erworben, vor allem im militärischen Bereich. Richtig, seine aktive Beteiligung bei der berühmten Schlacht von Tannenberg hielt sich in Grenzen, schlief er doch sehr ausgiebig, während seine Leute auf dem Schlachtfeld auf Leben und Tod kämpften, aber er trug eben die strategische Verantwortung für dieses Gefecht: “Es ist auch durchaus eine Fähigkeit, sich in einer solchen Situation ruhig zum Schlaf zurückziehen zu können”, so Professor Stribrny.
Seine Schlussfolgerung und seine Empfehlung am Schluss: Hindenburg ist kein pädagogisches Vorbild, sein Name eignet sich nicht, ein Gymnasium nach ihm zu benennen. Es ist jedoch auch kein Verbrecher gewesen. Er gehört zur Geschichte Deutschland, weshalb es verfehlt wäre, beispielsweise Straßen, die seinen Namen tragen, umzubenennen.
Stille, Nachdenklichkeit im Saal, bevor der Moderator des Abends,Thomas Vatheuer, zur nächsten Referentin überleitete:
Diplom-Theologin Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Akademie macht in einem Impulsreferat deutlich, wie man überhaupt zur Namensfindung von Institutionen kommt und nach welchen Kriterien man dabei vorgehen sollte.
Dorothee Bohr, schulpolitische Sprecherin der CDU Stadtratsfraktion, machte noch einmal deutlich, warum sich die Fraktion des Themas gerade jetzt angenommen hat: Die Zeit war einfach reif nach den ganzen Jahren, sich der Frage, die schon so lange über Trier und über dem HGT schwebt, wieder einmal anzunehmen. Vor allem, nachdem sich unsere Stadt zur Konstantin-Ausstellung als besondere europäische Stadt präsentiert hat, muss über den Namen des Gymnasiums mit der deutsch-französischen Ausprägung nachgedacht werden.
Es entwickelte sich anschließend eine sehr lebhafte Diskussion über die Person Hindenburgs. Die unterschiedlichen Positionen machten klar, wie weit die Meinungen auseinander gingen. Da gab zum Beispiel auf der einen Seite den HGT-Lehrer, der vortrug, sich noch nie mit dem Namen seiner Schule angefreundet zu haben, da gab es auf der anderen Seite Abiturienten des HGT, die wenig Verständnis für die Umbenennung aufwiesen. Am Ende waren sich aber alle einig: Das war eine gute Diskussion. Zwar gab es kein Ergebnis, das war aber auch gar nicht das Ziel: Trotz aller Gegensätzlichkeit in der Argumentation: Man ging man mit dem Gefühl auseinander, eine interessante Geschichtsstunde erlebt und viele Impulse erhalten zu haben, um die eigene Position noch einmal zu überdenken. Nachdem das Thema „Hindenburg-Initiative der CDU Stadtratsfraktion) in zahlreichen Pressebeiträgen und Leserbriefen doch sehr emotional, teilweise auch polemisch behandelt wurde, hat es an diesem Abend die Behandlung erfahren, die unser Umgang mit Geschichte verdient: Ein sachliche, faire Auseinandersetzung mit einem schwierigen, vielschichtigen Thema zu einer schwierigen und ebenso vielschichtigen Persönlichkeit, das einer sehr differenzierten Betrachtungsweise bedarf.
Seine Schlussfolgerung und seine Empfehlung am Schluss: Hindenburg ist kein pädagogisches Vorbild, sein Name eignet sich nicht, ein Gymnasium nach ihm zu benennen. Es ist jedoch auch kein Verbrecher gewesen. Er gehört zur Geschichte Deutschland, weshalb es verfehlt wäre, beispielsweise Straßen, die seinen Namen tragen, umzubenennen.
Stille, Nachdenklichkeit im Saal, bevor der Moderator des Abends,Thomas Vatheuer, zur nächsten Referentin überleitete:
Diplom-Theologin Katharina Zey-Wortmann von der Katholischen Akademie macht in einem Impulsreferat deutlich, wie man überhaupt zur Namensfindung von Institutionen kommt und nach welchen Kriterien man dabei vorgehen sollte.
Dorothee Bohr, schulpolitische Sprecherin der CDU Stadtratsfraktion, machte noch einmal deutlich, warum sich die Fraktion des Themas gerade jetzt angenommen hat: Die Zeit war einfach reif nach den ganzen Jahren, sich der Frage, die schon so lange über Trier und über dem HGT schwebt, wieder einmal anzunehmen. Vor allem, nachdem sich unsere Stadt zur Konstantin-Ausstellung als besondere europäische Stadt präsentiert hat, muss über den Namen des Gymnasiums mit der deutsch-französischen Ausprägung nachgedacht werden.
Es entwickelte sich anschließend eine sehr lebhafte Diskussion über die Person Hindenburgs. Die unterschiedlichen Positionen machten klar, wie weit die Meinungen auseinander gingen. Da gab zum Beispiel auf der einen Seite den HGT-Lehrer, der vortrug, sich noch nie mit dem Namen seiner Schule angefreundet zu haben, da gab es auf der anderen Seite Abiturienten des HGT, die wenig Verständnis für die Umbenennung aufwiesen. Am Ende waren sich aber alle einig: Das war eine gute Diskussion. Zwar gab es kein Ergebnis, das war aber auch gar nicht das Ziel: Trotz aller Gegensätzlichkeit in der Argumentation: Man ging man mit dem Gefühl auseinander, eine interessante Geschichtsstunde erlebt und viele Impulse erhalten zu haben, um die eigene Position noch einmal zu überdenken. Nachdem das Thema „Hindenburg-Initiative der CDU Stadtratsfraktion) in zahlreichen Pressebeiträgen und Leserbriefen doch sehr emotional, teilweise auch polemisch behandelt wurde, hat es an diesem Abend die Behandlung erfahren, die unser Umgang mit Geschichte verdient: Ein sachliche, faire Auseinandersetzung mit einem schwierigen, vielschichtigen Thema zu einer schwierigen und ebenso vielschichtigen Persönlichkeit, das einer sehr differenzierten Betrachtungsweise bedarf.
4 Gedanken zu „Hindenburg: Eine lebhafte Diskussion über ein schwieriges Thema“
Danke für die Zusammenfassung einer sehr interessanten Diskussion (die ich leider verpasst habe)!
Wie wird eigentlich die Umbennenung einer Schule formal vollzogen? Ich nehme an, das wird im Rat entschieden? Wer liefert die Vorschläge für Namen, und hat die Schule (Lehrer plus Schüler) ein gewichtiges Wort mitzureden?
Dazu habe ich leider noch nichts gelesen (oder habe es nicht mitbekommen). Merci für die Antwort!
Die Vorgehensweise regelt (im Groben) § 91 Abs. 4 des rheinland-pfälzischen Schulgesetzes: Zuständig für die Namensbenennung ist der Schulträger, das ist im Falle des HGT die Stadt Trier. Es wird also letztlich der Stadtrat entscheiden. nach dem Antrag der CDU Stadtratsfraktion soll aber eine Umbenennung nicht gegen den Willen der Schulgremien geschehen, die auch in die Namensfindung einbezogen wird sollen. Es ist das benehmen mit ihnen herzustellen.
Wörtlich heißt es in dem Antrag: Die Verwaltung wird beauftragt, die nach § 91 Abs. 4 Schulgesetz zur Umbenennung notwendigen Schritte einzuleiten, insbesondere das erforderliche Benehmen mit den zuständigen Schulgremien herzustellen und sodann dem Rat einen Entscheidungsvorschlag zur Beschlussfassung vorlegen.
zu Hindenburg
Mir erscheint die historische Beurteilung Hindenburgs, zu der Stribrny und Pyta gelangt sind höchst strittig und von abschließender Klärung weit entfernt. Die neuere Forschung belegt zwar die aktive Rolle, die der Reichspräsident bei seiner Amtsführung übernommen hat und negiert eine etwaige Amtsschwäche aufgrund des fortgeschittenen Alters, dass er jedoch der Wegbereiter der Diktatur gewesen sein soll geht völlig an den Dingen vorbei. Die Ernennung Hitlers steht am Ende einer äusserst vielschichtigen Entwicklung. Sowohl die politischen, als auch die ökonomischen und sozialen Verhältnisse der Weimarer Republik waren zu keiner Zeit stabil. Spätestens seit dem Jahr 1930 war die parlamentarische Verfassung gescheitert, dazu bedurfte es nicht der Initiative Hindenburgs. Dieser hat vielmehr durch die intensive Wahrnehmung seiner verfassungsmäßigen Pflichten das System provisorisch am Leben gehalten und die Errichtung einer faschistischen bzw. kommunistischen Diktatur zunächst verhindert. Es ist ihm vor allem anzurechnen, dass er einer der ganz wenigen Eliten war, die Hitlers revolutionäres Potential annährend realistisch einschätzten. Die Ernnennung Hitlers zum Kanzler erfolgte nach dem jahre langem Widerstand Hindenburgs, in einer höchst prekären politischen Situation des drohenden Bürgerkriegs und letztlich in der Hoffnung, ihn wirksam einbinden zu können. Paul v. Hindenburg hatte, was seine Einstellung gegenüber Hitler und den Nationalsozialismus anbelangte den allermeisten seiner Landsleute das entscheidende Quantum vorraus.
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