Im Trierischen Volksfreund vom 2.9.2019 hat Redakteur Rainer Neubert erneut heftige Vorwürfe gegen mich, meine Frau Jutta, Thorsten Wollscheid, Grüne Trier – Stadt, UBT, Linke und alle, die gegen die Bebauung von Brubach gestimmt haben, erhoben.
»Sehenden Auges«, so die These des Autors, nähmen wir die Verteuerung von Wohnraum in Kauf, nachdem die Entscheidung des Rates zuvor in einem Kommentar als »Armutszeugnis« gebrandmarkt wurde.
Vorangegangen war Flut von Presseartikel pro Bebauung von Brubach, die zumindest meiner Einschätzung nach die Darstellung der anderen Sichtweise, wie ich es von einer objektiven Berichterstattung erwarte, vermissen ließ.
Ich möchte dies deshalb auf meiner Homepage nachholen.
Die in den 60er, 70er Jahren entstandene Idee, man müsse die Nachfrage nach Wohnraum in den Großstädten durch weiteres Zubauen befriedigen, ist längst überholt, weil falsch. Weltweit ist anerkannt, dass wir dringend die weitere Versiegelung von von freien Flächen beenden müssen. Ein unverzichtbarer Beitrag zum Klimaschutz.
2015 hat sich die Bundesrepublik in der Agenda 2030 zu einer “nachhaltigen Stadtentwicklung bekannt.
Nachzulesen hier, es lohnt sich.
https://www.bundesregierung.de/…/nachhaltige-staedte-und-ge…
Unter anderem hat sie sich zur »Senkung der Inanspruchnahme zusätzlicher Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf weniger als 30 Hektar pro Tag bis zum Jahr 2030« bekannt. Zudem soll »der Verlust an Freiraumflächen reduziert werden. Die Siedlungsdichte soll dabei nicht verringert werden.«
Diese Ziele gelten auch im »Kleinen«, auch für die Stadt Trier, wenn die Stadt-Oberen das auch nicht gerne hören.
Zu einem weiteren Argument: Bedarf an Wohnraum.
Ich würde den Einwand gelten lassen, wenn in Trier zwischenzeitlich so viele neue Arbeitsplätze geschaffen worden wären, dass hier Beschäftigte auch wohnen können. Das trifft jedoch nicht zu! Gab es vor Jahrzehnten noch Zeiten, zu denen wir Bedarf für die vielen Studierenden und Beschäftigten der Uni Trier benötigt haben, ist dieser mittlerweile gedeckt.
Bitte betrachten Sie sich die auf der Homepage der Stadt Trier veröffentlichten Zahlen über die Zahl der Beschäftigten in Trier, z.B. hier:
https://www.trier.de/File/pendlerstroeme-2008-2017.pdf
Sie sehen: Die Anzahl der Berufspendler, die außerhalb von Trier, z.B. in Luxemburg arbeiten, ist exorbitant gestiegen. Hier ist eine der Hauptursachen für den Druck auf den Wohnungsmarkt, weil Wohnraum in Luxemburg noch viel teurer ist.
Würden wir neue Bauflächen in Brubach schaffen, wäre das sicher für viele attraktiv, viele Neubürger/innen würden kommen. Doch irgendwann, wahrscheinlicher schneller als gedacht, wäre auch dieses Baugebiet »voll« und der Schrei nach mehr Fläche in der Stadt würde erneut laut erklingen.
Wann erkennen wir endlich, dass die Grenzen des Wachstums irgendwann einmal erreicht sind und wir nicht mehr so weiter wachsen können wie bisher?
Ich werde mich deshalb durch den Medien-Druck nicht verbiegen lassen.
Auch nicht durch den gerne erhobenen Vorwurf, als Mariahofer hätte ich nur eigene Interessen im Sinn.
Ich hätte durch ein Neubaugebiet überhaupt keine unmittelbaren Nachteile. Von meiner Wohnung aus könnte ich ein eventuelles neues Baugebiet noch nicht einmal sehen!
Ganz im Gegenteil: Die vom Baudezernenten in Aussicht gestellte Verbesserung der Infrastruktur (Supermarkt pp.) und die damit verbundene Werterhöhung meines Grundstücks geht mir an der Nase vorbei. Ich nehme das gerne in Kauf.
Als Mariahofer haben wir aber einen schärferen Blick für die wunderschöne Landschaft, die da zerstört werden sollte. Deshalb lehnen wir das Baugebiet ab. Und für den Erhalt der wunderschönen Natur, für die ich mich schon vor 30 Jahren eingesetzt habe als zum ersten Mal ein Baugebiet »Brubach« geschaffen werden sollte, werde ich nach- wie vor kämpfen. Allen öffentlichen Widrigkeiten zum Trotz.