„Das verschandelt doch das ganze Ortsbild – Wer konnte denn solches nur genehmigen?“ Diese und ähnliche Äußerungen höre ich schon seit Wochen von vielen Bürgerinnen und Bürgern über einen im Trierer Stadtteil Olewig entstehenden Neubau. Die Olewiger haben offenbar kein Verständnis für das, was sich im „Grinzing“ Trier’s derzeit verändert.
Der Hintergrund: Ein bekanntes Restaurant der Spitzen-Gastronomie soll vergrößert werden. Hotel-Zimmer sollen gebaut, ein größerer, dem Anspruch der gehobenen Gastronomie gerecht werdender Ess-Saal errichtet werden. Wer hätte nicht Verständnis dafür. Schließlich erfreut sich das Restaurant inzwischen bundesweiterer Anerkennung. Eine Werbung auch für unsere Stadt.
Doch warum gliedert sich der Neubau nicht besser in das Ortsbild ein? Um die wichtigsten Fragen gleich zu beantworten: Der zuständige Ausschuss oder gar der Stadtrat hat dieses Gebäude nicht genehmigt, er hat sich noch nicht einmal damit befasst (was auch nach den einschlägigen Vorschriften nicht vorgesehen ist). Auch dem Bauherrn kann man keinen Vorwurf machen. Er soll diese Variante nicht geplant haben.
Doch wer hat diesen hässlichen Quer-Riegel zu verantworten? Man kann es kaum glauben: Dem Vernehmen nach ist die „Querstellung“ eine Idee des Architekturbeirates, jenes Gremiums also, das eigentlich Verschandelungen des Trierer Stadtbildes verhindern soll. Ich war bei der Sitzung nicht anwesend, man hört jedoch, die Argumentation sei gewesen: Wenn der Neubau schon nicht ins Ortsbild passt, dann solle wenigstens ein richtiger Kontrapunkt gesetzt werden: Nicht längs, sondern quer bauen, soll dem Bauherrn empfohlen worden sein. Diesen soll die Umplanung auch noch viel Geld gekostet haben!
Da habe ich mir doch viel vom Architektenbeirat anhören müssen, welche Planungsfehler in Trier so gemacht wurden. Und jetzt so etwas! Keine Frage, der Architekturbeirat hat bisher viel Positives geleistet. Doch diese Entscheidung ist für mich nicht nachvollziehbar! Jedenfalls bei mir hat das Ansehen des Experten-Gremiums durch dieses Votum erhebliche Kratzer bekommen.
3 Gedanken zu „Ortsbild Olewig’s verschandelt ?“
Stimmt. Das wird (wie bei so vielen Neubauten, Ausnahmen sind leider selten, doch sie gibt es) eine Verunstaltung des Ortsbildes.
Doch die Verantwortung dafür liegt weniger beim Architektenbeirat. In Verantwortung steht ja wohl immer noch der Bauherr und der ausführende Architekt. Schließlich wurde der Bau schon ursprünglich so geplant, daß er auch in der ursprünglich gedachten Ausführung nicht ins Ortsbild gepasst hätte. So lese ich jedenfalls Deinen Satz:
“Wenn der Neubau schon nicht ins Ortsbild passt, dann solle wenigstens ein richtiger Kontrapunkt gesetzt werden”.
Hätte der Bauherr und sein ausführender Architkekt auf eine Integration seines Anbaus in das Ortsbild von vornherein Wert gelegt, wäre der Architektenbeirat garnicht erst in Aktion getreten.
Dem Architektenbeirat ist höchstens anzukreiden, daß er nicht klarere Worte für den Bau gefunden hat und (so kann ich es mir erklären) eine Art “Kompromiss” eingehen wollte, da der Beirat ja schon öfter für seine “strenge” Haltung gerügt und angegriffen wurde.
Über den “Riegel” kann man ja geteilter Meinung sein. Aber das Ensemble von “Schwarzwald-Häusern”, das daneben steht, ist auch nicht gerade regional-typisch. Überhaupt ist in diesem Bereich ein bunter Mix aus allen möglichen Bau-Epochen. Besonders die 70er-Jahre stechen ob ihrer aus heutiger Sicht derben Hässlichkeit besonders vor. Da gehören eigentlich diese typischen Wohn/Arbeitshäuser für Bauern hin, wie man sie zuweilen noch sieht. Näheres findet sich bestimmt in der Universitäts-Bibliothek.
Und wenn ich mir die bunten Würfelchen mit Schlangenlinien auf dem LGS-Gelände anschaue… erinnert es mich an die rosa-farbene Erweiterung des Landesmuseums. Ich habe den Eindruck, dass in den kommunalen Auflagen für die Gestaltung von Neubauten in Trier ein sehr liberaler Geist weht – siehe Alleen-Center, siehe Kornmarkt-Bebauung, siehe Erweiterung Simeonstift, siehe Baumaßnahme Kaiserthermen. Das sollte man mal überdenken… in anderen EU-Städtenk wie z.B. in Tallinn/Estland gibt es wesentlich rigorosere Vorschriften..
Das Problem mit zeitgemäßer Architektur ist doch, daß sie im Gegensatz zu zeitgenössischer Kunst nicht hinter Museumswänden versteckt ist (wo Desinteressierte sie garnicht erst sehen) und deswegen jeder noch so wenig Berufene ein Urteil oder gar einen Kommentar abgeben muß.
Der Rigel streckt sich als auffällige Markierung zur Straße hin.Das soll er ruhig, er zeigt daß es da etwas besonderes gibt. Die kubische Form ist in Verbindung mit der Natursteinfassade abstrakt genug um mit der Nachbarbebauung nicht in Konflikt zu geraten, kommt ohne komplizierte Details aus, ist aber gleichzeitig hochwertig und edel in der Materialität.Für ein Edelrestaurant also angemessen.
Die Bauweise ist hoch verdichtet und raffiniert belichtet, einfach gut gemacht!
Ein Anbiedern an eine eher mittelmäßige Umgebung wäre doch ein gräul.
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