Einzigartig in Trier
Ein einzigartiges Begegnungszentrum geführt von einzigartigen Menschen: Das Haus Franziskus in der Christophstraße: Der Pädagoge Franz-Josef Euteneuer gab dem Haus seit 1986 gemeinsam mit den Ordensschwestern Ute Glatz und Antonie Hamm seine Seele.
An 5 Tagen in der Woche konnte man dort praktiziertes Christentum erleben: Man konnte sich beraten lassen, weiterbilden oder aber einfach nur mit anderen reden, den nächsten suchen, aufgenommen werden. Der Mensch stand im Mittelpunkt. Vor allem Ältere nahmen dieses Angebot gerne und dankbar wahr.
Wer es näher kennen lernen will, dem sei dieser Film im Offenen Kanal empfohlen.
Das bittere Aus
Wie eine Bombe schlug deshalb für die Betroffenen die Nachricht im März dieses Jahres ein, dass das Haus aus finanziellen und personellen Gründen geschlossen werden sollte. Es drohte jetzt der Verkauf an einen Immobilienmakler und damit der Verlust der Seele.
Die Verantwortlichen, vor allem aber auch der Förderverein, wollten sich mit dem Schicksal nicht zufrieden geben und wandten sich an Stadtrat und Verwaltung mit der dringenden Bitte um Hilfe.
Auch meine Frau Jutta erreichte der Hilferuf, sah sich das Haus noch einmal selbst an, war begeistert von dem Konzept und entschied sofort, dass schnell Hilfe gefunden werden müsste. Schon sehr bald stellte sich heraus, dass die klamme Stadt Trier dieses Projekt nicht stemmen könnte. Sie entwickelte die Idee, dass eine gemeinnützige Stiftung, von denen es ja einige im Raum Trier gab, nutzte ihre Beziehungen und nahm mit einigen Kontakt auf.
Was sie gar nicht zu hoffen wagte, erfüllte sich tatsächlich: Die Herbert- und Veronika-Reh-Stiftung aus Leiwen war bereit, das Haus zu kaufen. Endlich gab es eine neue Perspektive für das Haus.
Die Kontakte zu der zuständigen Sozialdezernentin Angelika Birk (Grüne) waren schnell geknüpft, die die Anregung gerne aufgriff. Es wurde eine interfraktionelle Arbeitsgruppe des Stadtrates gebildet, die ein Konzept entwickelte.
Das neue Konzept
Die Stiftung hat das Haus Anfang Oktober erworben. Der Weg für eine neue Nutzung war frei: Sie vermietet Räume an den Seniorenrat der Stadt Trier e.V, der sie dann für ein zwar reduziertes, aber doch sehr attraktives Angebot weiter nutzen kann. Für den Seniorenrat ein Glücksfall, sucht er doch schon lange Zeit nach weiteren Räumlichkeiten. Das beste ist aber, das dort jetzt – wenn auch in verkleinerter Form – weiterhin ein Begegnungszentrum aufrecht erhalten werden kann.
Am 3.12.2015 wurde dann in öffentlicher Sitzung des Dezernatsausschusses II das neue Konzept einstimmig auf den Weg gebracht. AFD und FWG haben sich an der Abstimmung nicht beteiligt.
Unerfreuliche Begleitdiskussion
Ein Wermutstropfen gab es doch im Laufe der Diskussion
Die AFD versuchte das Thema für ihre Zwecke auszuschlachten. Mehr geht doch immer, meinte sie in gewohnt populistischer Art und Weise. Man solle doch das gesamte Haus anmieten, um noch mehr Räume zur Verfügung zu habe, forderte sie und bekam auch noch unerwartete Unterstützung von der Lokalpresse.
Doch die Nutzung des gesamten Hauses wäre für die Stadt viel zu teuer. Das war auch einvernehmliche Ergebnis mehrerer Gespräche zwischen der Herbert-und-Veronika-Reh-Stiftung und der Stadtverwaltung. Dies stellte auch Stiftungsvorstandsmitglied Manfred Bitter im Nachgang zum TV-Beitrag “Verwirrung ums Haus Franziskus” unmissverständlich klar.
—————————————————————————-
Wenn es interessiert, hier der gesamte Beschluss im Wortlaut:
Beschluss:
1. Der bisherige Zuschuss an das Haus Franziskus wird zukünftig dem Seniorenrat der
Stadt Trier e.V. zur Verfügung gestellt, um auch weiterhin an diesem Standort eine
Anlaufstelle für Offene Seniorenarbeit sicherstellen zu können.
2. Für das Jahr 2015 wird der Zuschuss an den Seniorenrat von 34.000 € um 5.000 € auf
39.000 € und ab dem Jahr 2016 von 34.000 € um 10.000 € auf 44.000 € erhöht.
3. Die erforderlichen Mittel stehen in den Haushaltsjahren 2015 und 2016 im
Teilergebnishaushalt 2.2 Jugend, Familie und Gesundheit bei der Leistung
1.100.3.3.01.01.00.01 Förderung von Trägern der Wohlfahrtspflege zur VerfügungBegründung:
Das „Haus Franziskus“ wurde nach 29 Jahren aus finanziellen Gründen geschlossen. Das Gebäude steht zum Verkauf. Zahlreiche Bürger, der „Förderverein Haus Franziskus e.V.“ und andere Institutionen haben dies bedauert und die Stadt gebeten, eine Nachfolgelösung zu suchen. Es haben sich verschiedene Gruppen und Veranstalter, die im früheren „Haus Franziskus“ aktiv waren, an die Stadt gewandt, um ihr Angebot weiterführen zu können.
Nach Prüfung aller Möglichkeiten zeichnet sich nun ab, dass eine Nachfolgeregelung nur in veränderter Form und nicht deckungsgleich mit dem bisherigen „Haus Franziskus“ möglich sein wird. Das bisherige „Haus Franziskus“ hat zur Finanzierung der Personal- und Sachkosten Mittel in sechsstelliger Höhe benötigt, die von der Stadt Trier nicht aufzubringen sind. Denkbar ist jedoch eine Weiterführung in reduzierter Form durch den Verein „Seniorenrat der Stadt Trier e.V.“.
Seit 1993 betreibt der Seniorenrat e.V. im Palais Walderdorff ein „Seniorenbüro“. Grundlage für das Seniorenbüro ist ein Konzept, wonach den Bürgern seitens der Stadt eine Infrastruktur (Räume, Sachmittel, ½ Personalstelle) als Rahmen zur Verfügung gestellt wird, der von diesen selbst mit freiwilligem Engagement – ohne inhaltlichen Einfluss durch die Stadt Trier – mit Leben erfüllt wird.
Das Trierer Seniorenbüro ist weit über die Region Trier hinaus als Modell für eigenständiges bürgerschaftliches Engagement älterer Menschen anerkannt. Die ½ hauptamtliche Personalstelle wird ergänzt durch etwa 20 aktiv ehrenamtlich tätige Personen. Dadurch wird ein breites Angebot möglich, z.B. tägliche Öffnungszeiten, Telefonberatung, Internetkurse für Senioren, Sprachkurse, Kaffeenachmittage, Ausflüge, Gewinnung und Begleitung von Senioren-Vertrauenspersonen in den Trierer Ortsbezirken, regelmäßige Herausgabe des überregional anerkannten „Trierer Wegweiser“ für Senioren, Mitgliedschaft in überregionalen Seniorenvertretungen und vieles mehr.
Der Seniorenrat e.V. ist schon seit Jahren auf der Suche nach zusätzlichen Räumlichkeiten, um seine Angebote unter besseren Bedingungen durchführen zu können. Derzeit stehen im „Turm Jerusalem“ nur rd. 50 qm zur Verfügung ( 2 kleine Büros, ein Kontaktraum, der zugleich als Büro genutzt wird, Miniküche).Größere Flächen können nun im Gebäude Christophstraße 12 angemietet werden. Dadurch können zum einen die Raumprobleme des Seniorenbüros gelöst und zugleich dem Wunsch der Trierer Bevölkerung nach Weiterführung eines Begegnungsforums Rechnung getragen werden.
Hierfür bietet sich das sogenannte Kutscherhaus mit rd. 70 qm und Räume im UG des Haupthauses mit rd. 30 qm an, so dass insgesamt rd. 100 qm für das Angebot zur Verfügung stehen. Die neue Eigentümerin des Hauses –eine Stiftung- ist bereit, diese Räume kostengünstig für den o.g. Zweck zu vermieten.
Mit der vorgesehenen Mittelerhöhung könnten künftig Angebote der offenen Seniorenarbeit im Haus Franziskus finanziert werden.In seiner Sitzung am 06.10.2015 hat der Stadtrat die Einrichtung eines Seniorenbeirates beschlossen (Drucksache 320/2015), der die besonderen Interessen älterer Menschen in Trier überparteilich, überkonfessionell und verbandsunabhängig wahrnehmen soll. Der künftige Seniorenbeirat soll eng mit dem Verein Seniorenrat der Stadt Trier e.V. als Träger des Seniorenbüros zusammen arbeiten und auf die vorhandene Infrastruktur zurückgreifen können. Die o.g. Räume im Haus Franziskus und die organisatorische Unterstützung durch das Seniorenbüro bieten sich hierfür an.
Der bisherige Zuschuss an das Haus Franziskus wird zukünftig dem Seniorenrat der Stadt Trier e.V. zur Verfügung gestellt, um auch weiterhin an diesem Standort eine Anlaufstelle für Offene Seniorenarbeit sicherstellen zu können.
Für das Jahr 2015 wird der Zuschuss an den Seniorenrat von 34.000 € um 5.000 € auf 39.000 € und ab dem Jahr 2016 von 34.000 € um 10.000 € auf 44.000 € erhöht.
Die erforderlichen Mittel stehen in den Haushaltsjahren 2015 und 2016 im Teilergebnishaushalt 2.2 Jugend, Familie und Gesundheit bei der Leistung 1.100.3.3.01.01.00.01 Förderung von Trägern der Wohlfahrtspflege zur VerfügungFinanzielle Auswirkungen:
Für den Seniorenrat der Stadt Trier e.V. und den Betrieb des Seniorenbüros im Palais Walderdorff stehen jährlich 34.000 € zur Verfügung, von denen ca. 7.000 € jährlich für Miete und Nebenkosten benötigt werden. Die restlichen ca. 27.000 € werden an den Seniorenrat ausgezahlt und dienen zur Finanzierung der Personal- und sonstigen Kosten.
Zur Unterstützung der Arbeit des Haus Franziskus standen jährlich 10.000 € zur Verfügung. Nachdem das Haus im Sommer 2015 von der Gemeinschaft der Waldbreitbacher Franziskanerinnen geschlossen wurde, kamen 2015 nur 5.000 € zur Auszahlung.
Durch die Verlagerung des Seniorenbüros in eine Teilfläche des Hauses Franziskus wird der Seniorenrat in die Lage versetzt, seine bisherige Arbeit unter besseren räumlichen Bedingungen fort zu setzen und einen Teil des bisherigen offenen Seniorenangebotes zu kompensieren. Zur Finanzierung dieser Angebote werden die bislang für das Haus Franziskus bereitgestellten Mittel benötigt.
Für das Jahr 2015 wird daher der Zuschuss an den Seniorenrat von 34.000 € um 5.000 € auf 39.000 € und ab dem Jahr 2016 von 34.000 € um 10.000 € auf 44.000 € erhöht.
Die benötigten Mittel stehen im Teilergebnishaushalt 2.2 Jugend, Familie und Gesundheit bei der Leistung 1.100.3.3.01.01.00.01 Förderung von Trägern der Wohlfahrtspflege zur Verfügung. Durch die Zusammenführung der bisherigen Finanzmittel für den Seniorenrat und für das Haus Franziskus erhöhen sich die freiwilligen Leistungen der Stadt Trier nicht.Allerdings muss darauf hingewiesen werden, dass im Rahmen der finanziellen Gesamtbetrachtung die vorgeschlagenen Einzelmaßnahmen, sofern sie über das gesetzlich definierte Maß hinausgehen, den „Freiwilligen Leistungsbereich“ der Stadt Trier tangieren. Dieser „Freiwillige Leistungsbereich“ steht im Rahmen der aufsichtsbehördlichen Betrachtung im permanenten Fokus und unterliegt konkreten Konsolidierungsvorgaben durch die Aufsichtsbehörde. Es wird darauf hingewiesen, dass die Beachtung der Konsolidierungsvorgaben auch elementar für die jahresbezogene Erfolgsbetrachtung des Kommunalen Entschuldungsfonds Rheinland-Pfalz ist.