Cattenom Ostermontag:
Wir – meine Ehefrau und ich – sind Mitglieder einer Gruppe von Trierern, die mit zwei Bussen aus Trier zu der Demonstration angereist sind. Die Grünen haben die Organisation übernommen. Der DGB hat die Fahrt bezuschusst, weshalb der Fahrpreis günstig ist.
Doch was heißt Demonstration, es ist eher eine Art fröhliches Happening, das sich uns darbietet.
Etwa 2000 Leute haben sich auf dem großen Parkplatz vor dem französischen Kernkraftwerk versammelt. Die von den Veranstaltern gewünschte Zahl von 5000 ist nicht erreicht worden, was der Stimmung jedoch keinen Abbruch tut. Rechts und links befinden sich jede Menge Informations-, Getränke und Imbissstände, vorne die Bühne, auf der abwechselnd Wort- und Musikbeiträge dargeboten werden.
Manche Redner und Demonstranten haben offensichtlich nicht ganz verstanden, wo sie sich befinden. Auf Transparenten oder in Reden schimpfen sie gegen die schwarz-gelbe Bundesregierung, und bedenken dabei nicht, dass der jetzt geplante sofortige Ausstieg der Bundesrepublik aus der Atomkraft zumindest kurzfristig dazu führen wird, dass noch mehr Atomstrom in Frankreich produziert und nach Deutschland verkauft wird.
Mitglieder des Trierer Stadtrates sind nicht allzu viel zu entdecken. Bürgermeisterin Angeilka Birk ist jedoch mit Jesus-Latschen und Fahne bewaffnet erschienen, um sich im Kampf gegen die Kernkraft auch selbst aktiv zu beteiligen. Oberbürgermeister Klaus Jensen ist als Redner eingeladen. Man spürt, dass er ganz in seinem Element ist, als er in seiner Rede die Atomkraft als zutiefst unethisch geißelt. Viel Beifall erhält er für seine Worte.
Die Veranstaltung wird natürlich – wie nicht anders zu erwarten – von Grünen, SPD und linken Gruppierungen beherrscht. Doch wir treffen auch auf einige CDU-Mitglieder. Unverständnis wird für die Entscheidung von Angela Merkel geäußert, sich vor Fukushima auf eine Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke eingelassen zu haben. Die übereinstimmende Meinung: Das hat den Wahlsieg gekostet.
Nur wenige französische Polizeibeamte sind anwesend. Hinter dem Zaun, der die 4 Blöcke des Kernkraftwerkes schützt, haben sich einige wenige, schwarz gekleidete Sicherheitskräfte versammelt, die die Versammelten beobachten und fotografieren. Das soll martialisch aussehen und sieht es auch, doch der tiefere Sinn dieser Maßnahme erschließt sich dem Betrachter nicht. Denn ruhiger und friedlicher wie diese „Demonstration” verlaufen ist, kann so etwas nicht ablaufen.
Einziger kleiner Versuch einer Provokation: Am Zaun hatte man einige Bilder von französischen Politikern befestigt und da vor alte Schuhe abgelegt mit der Aufforderung, diese mit Schuhen zu bewerfen. Wie jeder weiß: In der arabischen Welt ein Zeichen der tiefen Missachtung, hier jedoch lediglich ein Vergnügen für Kinder, die ausschließlich hiervon Gebrauch machen und viel Spaß daran haben.
Gegen 17:30 Uhr fahren wir wieder nach Hause. Viele interessante, nette Leute haben wir getroffen und mit ihnen geredet. Ob die Fahrt jedoch etwas bewirkt hat? Daran müssen wir eher zweifeln. Wir hätten mehr Leute erwartet. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass man in der Umgegend das Gefahrenpotenzial dieser Blöcke, die so ruhig und friedlich neben dem See aussehen, unterschätzt. Es liegt eine Grenze dazwischen, wird so mancher denken und dabei vergessen, dass er im Falle einer Katastrophe unmittelbar betroffen ist. Am Ende der Veranstaltung legen sich die Teilnehmer zu einem symbolischen, kollektiven „Sterben” hin, um diese Gefahr noch einmal zu verdeutlichen. „Die Atommeiler müssen weltweit abgeschafft werden”, hatte ein Redner gefordert. Nur das wird uns vor weiteren Katastrophen bewahren!
Ein Gedanke zu „Cattenom abschalten!“
Sie haben sich unendlich viel Mühe gegeben und punktgenau beschrieben. Das Thema lautet – allerdings im Nachhinein : ” Wir sind dafür, dass wir dagegen sind !”
demonstrare heißt = zeigen, darlegen, beweisen, veranschaulichen
Wenn wir streng urteilen, war das Tagesergebnis bescheiden! (auch zwischen Ihren Zeilen erkennbar)
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