Die Abfallentsorgung in der Region Trier ist in letzter Zeit in das Gerede gekommen. Das hat mehrere Gründe:
Zum einen hat der regionale Zweckverband Abfallbeseitigung im Raume Trier, der sich bisher um alles kümmerte, was irgendwie in unserer Gegend mit Abfallentsorgung zu tun hat, das lukrative Geschäftsfeld verloren, die Wertstoffsäcke ein-zusammeln. Dies übernimmt künftig die Firma »Remondis«.
Zum anderen ist eine heftige Diskussion darüber entflammt, ob die Leistungen der nunmehr für vier Landkreise zuständigen A.R.T. im bisherigen Umfang aufrechterhalten werden können. Zur Diskussion steht der Abhol-Service für Gartenabfälle und Elektronikschrott, ich berichtete bereits darüber.
Und außerdem ist da noch die Kontroverse über die sogenannte Biotonne. Ist sie sinnvoll oder überflüssig?
Kein Wunder also, dass viele Interessierte der Einladung des CDU-Bundestags-kandidaten Andreas Steier und der Vorsitzenden der CDU-Ortsverbände Trier-Süd, Jo Dietzen, und Heiligkreuz, Jörg Kämper, in das Hotel »Deutscher Hof« gefolgt sind, um den »Abfall-Papst« der Region, Dr. Max Monzel, zu diesen brisanten Themen befragen und über die Abfallentsorgungsproblematik diskutieren zu können.
In seiner bekannten lockeren und sehr anschaulichen Art und Weise erläuterte Dr. Monzel die komplexe Sachlage:
Keine Zwangs-Biotonne
Man habe in Verhandlungen mit dem Land erreichen können, dass es in der Region Trier keine Zwangs-Biotonne gäbe. Der Kompromiss: Die Bürgerinnen und Bürger erhalten kostenlose kompostierbare Tüten, die für den Transport der Speise- und Küchenabfälle geeignet sind. Diese sollen sie dann an den 84 Grüngut-Sammelstellen abgeben werden. Soweit jedenfalls die Theorie. Es wird abzuwarten sein, ob in der Paxis tatsächlich viele von dieser umständlichen Art und Weise beispielsweise seine Speisereste zu entsorgen, auch tatsächlich Gebrauch machen werden. Man mag schon jetzt nicht so recht daran glauben. Monzel warb jedenfalls vehement dafür, doch das ein oder andere Mal biologische Abfälle auf diese Art und Weise zu entsorgen, um den Erhalt des politisch erreichten Kompromiss nicht zu gefährden.
»Gelber Sack« – jetzt von Privaten entsorgt
Recht gelassen bewertete Monzel den Umstand, dass die Abfuhr des Wertstoffs künftig von einem Konkurrenz-Unternehmen durchgeführt werde. Damit verliere A.R.T. zwar bares Geld, da die über Jahre aufgebaute Logistik nicht mehr verwendet werden könne, dies sei aber nun mal eben Marktwirtschaft. Denn dieser Bereich sei kein hoheitliches Handeln, wie die Abfallentsorgung im Übrigen, sondern unterliege dem freien Wettbewerb. An die neuen Fahrzeuge, die dann künftig die gelben Säcke entsorgen würden, würde sich der Bürger schon gewöhnen, meinte der A.R.T.-Chef mit einem Augenzwinkern.
Grünabfall-Abholung wird (wohl) bleiben,
aber nicht in bisherigem Umfang
Wie zu erwarten entspann sich eine heftige Diskussion über die Frage, ob die Grünschnitt- und Elektroschrott-Abholung in der Region Trier aufrechterhalten werden kann. Monzel rechnete vor: 955.000, fast 1 Million Euro, kostet die Grünschnittentsorgung in der Stadt Trier und im Landkreis Trier-Saarburg die A.R.T. jährlich. Das bedeutet, dass jede Anmeldung zur Abfuhr den Verband etwa 10 Euro kostet. »Und das sollen auch diejenigen bezahlen, die überhaupt keine Grünabfälle verursachen? Ist das zumutbar?«, fragte der Abfall-Experte etwas ketzerisch.
Jetzt griff CDU-Bundestagskandidat Andreas Steier in die Diskussion ein. Er wies darauf hin, dass man nicht allein auf den Kostenfaktor sehen könne, sondern insbesondere auch berücksichtigen müsse, dass viele gar nicht in der Lage sein, den Grünabfall selbst zur Sammelstelle zu transportieren, etwa diejenigen, die über kein Auto verfügten. Weiterhin wies er auf die Gefahr hin, dass sehr viel mehr Grünabfälle mit den entsprechenden negativen Folgen für die Umwelt illegal entsorgt werden könnten, würde der Abfuhr-Service gestrichen werden. Ein Argument, das auch viele der anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer teilten.
Diese Gefahr sah Monzel natürlich auch, wies aber auch auf die Notwendigkeit hin, dass der Zweckverband wirtschaftlich geführt werden müsse. »Ich glaube, dass die Grünschnitt-Sammlung nicht eingestellt werden wird», meinte er, »wenn auch letztendlich die Verbandsversammlung über diese Frage zu entscheiden hat!«. Ob es aber bei den bisherigen 26 Abfuhrterminen bleiben werde, das sei nicht sicher. Auch müsse man sicherlich darüber nachdenken, ob nicht eventuell eine Zusatzgebühr oder Ähnliches für die besondere Dienstleistung verlangt werde. Eine Variante, die andernorts praktiziert wird, nämlich Sammel-Container aufzustellen, lehnte er indes kategorisch ab.
Der auch in der Kommunalpolitik tätige Ingenieur Andreas Steier ergänzte, dass man sich im Landkreis Trier, Saarburg einig sei und schon entsprechende Beschlüsse gefasst habe, dass die Grünabfall-Einsammlung grundsätzlich auf jeden Fall bleiben müsse.
Zum Schluss der Veranstaltung entwickelte sich eine kurze, aber umso interessantere Aussprache zu grundsätzlichen Problemen der Abfallbeseitigung.
»Ist das bei uns nunmehr seit vielen Jahren praktizierte Prinzip der Abfalltrennung heute überhaupt noch sinnvoll?«, über diese Frage entspann sich eine interessante Grundsatzdiskussion.
Versteht man in Syrien mehr von Abfallentsorgung?
Ein anschauliches Beispiel, vorgetragen von Bernd Kettern, erläutert sehr gut die Problemlage. Ist dieser doch beruflich mit der Integration von Flüchtlingen befasst und lehrt ihnen mithin als erstes die ur-deutsche Tugend der fachgerechten, peniblen Mülltrennung, die andernorts völlig unbekannt ist: »Wer den Müll fein säuberlich auseinander friemeln und dann richtig in die farblich passenden Behältnisse verfüllen kann, der hat den ersten großen Schritt zur Integration getan«, könnte es heißen. Doch bei einem Flüchtling, einem syrischen Ingenieur, der Fachmann auf dem Gebiet und in den USA studiert hatte, stieß er auf vehementen Widerspruch, als er diesem das deutsche Müllentsorgung-System erläuterte.
Der syrische Ingenieur trug kundig im Detail vor, dass sich die Trennung vorab überhaupt nicht rechnen würde und viel kostengünstiger und sicherer zu gestalten sei, wenn sie nach dem Einsammeln des Abfalls vorgenommen würde. Dies hätten alle wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben.
Dr. Monzel, der sich schon seit vielen Jahren mit dem Thema intensiv auseinandersetzt, konnte dies nur bestätigen und erläuterte, dass man schon entsprechende Versuche in Trier schon sehr erfolgreich durchgeführt habe. Nur die Politik wolle dies eben nicht, meinte er resignierend, weshalb man am derzeitigen dualen System nicht rütteln könne.
Meinung
Die Abfallentsorgung in Deutschland ist leider von zu viel Ideologie geprägt. Mit Logik hat das, was er derzeit praktiziert wird, überhaupt nichts zu tun. Nehmen wir das Beispiel Bio-Tonne: Da fühlen sich manche als besonders umweltbewusste Verbraucher, wenn sie beispielsweise ihre Nahrungs-Reste gesondert in einer speziellen Tonne entsorgen. Dabei vergessen sie, dass es wenig umweltfreundlich ist, Bio-Abfall zusätzlich mit Nitrat zu belasten, nämlich dem Salz in unserer Nahrung. Das Nitrat kann dem Abfall zwar später theoretisch wieder entzogen werden, aber bei diesem Aufwand macht das vorherige Trennen überhaupt keinen Sinn.
War bei der Einführung des dualen Systems es durchaus noch sinnvoll, Verpackung und Restmüll vor der Entsorgung zu separieren, entspricht dies heute nicht mehr dem Stand der Technik, die auf diesem Gebiet rasante Fortschritte gemacht hat. Jeder, der will, kann in Mertesdorf das dortige (bundesweit bekannte) Entsorgungs- und Verwertungszentrum selbst in Augenschein nehmen, wo exakt, sauber und schnell der Müll in die verschiedenen Bestandteile zerlegt und zur Weiterverarbeitung bzw. dem Recycling bereit gestelt wird.
Es wäre deshalb viel sinnvoller, Kosten einzusparen, indem man auf die Mülltrennung vor Abfuhr verzichtet und diese im Nachhinein automatisch und zuverlässig durchführt.
Kosten einzusparen, indem die derzeit sicher sehr komfortablen Leistungen der regionalen Abfallentsorgung einschränkt, ist die falsche Lösung, die mit fatalen Folgen verbunden wäre. Ist doch die Versuchung beim ach so bequemen Menschen viel zu groß, sich des lästigen Mülls auf andere, illegale und umweltschädliche, Art und Weise zu entsorgen.
Aber weil viele der politisch Verantwortlichen die wissenschaftlichen Fakten einfach ignorieren, ist ein Umdenken in der Abfallentsorgungspolitik derzeit politisch nicht durchsetzbar. Schade, aber vielleicht gibt es nach der Bundestagswahl noch eine Chance, sich mit dem Thema mit aller Sachlichkeit und in Ruhe zu beschäftigen.