Haben wir keine anderen Probleme in unserer Stadt, wird sich mancher fragen:
Kräftig unterstützt vom Trierischen Volksfreund diskutiert die Trierer Öffentlichkeit zurzeit so heiß über das öffentliche Grillen, wie die zu verspeisenden Würstchen werden sollen. Anlass: Eine geplante Grünflächen-und Spielplatzsatzung, die ein Grillverbot auf öffentlichen Plätzen vorsah.
Viele Berichte und Leserbriefe, Protestaktionen, gar ein “Protestgrillen” im Palastgarten und eine Online-Petition, am Sonntag dann eine öffentliche Podiumsveranstaltung zu dem Thema, an der auch ich teilnehmen werde.
Dabei ist der Bürger-Widerstand der spontan gebildeten FWG (Für Weiteres Grillen)-Initiative obsolet. Denn schon längst gibt es eine parteiübergreifende Große Grill-Koalition im Trierer Stadtrat, den Bürgerinnen und Bürgern den Spaß nicht zu verderben und das öffentliche Garen von rohen Fleischstücken zu tolerieren. Schließlich hat der berühmteste Trierer Spaßvogel, Frank Weissebach, den Palastgarten als Volksgarten gestiftet, worauf die im Park befindliche Gedenktafel auch deutlich hinweist, und nicht Ort der Trübsal und Besinnlichkeit. So übertreffen sich derzeit die politischen Gruppierungen der Römerstadt in dem Bemühen, sich so grillfreundlich wie möglich zu zeigen, argwöhnisch beäugt von den Mitgliedern des Stadtvorstandes, denen das Grill-Chaos an historischer Stätte ein Dorn im Auge ist.
Die Verbots-Satzung wird im nächsten Stadtrat also nicht verabschiedet, es erfolgt lediglich ein Sachstandsbericht. Nach der Sommerpause soll dann das Grillen ordnungsgemäß geregelt werden, wie wir Deutsche das ja gewohnt sind, die Grill-Liberalisierung gesetzlich verankert werden. Nach sorgfältiger Prüfung aller für- und widersprechenden Umstände und Diskussion in Arbeitsgruppen, städtischen Ausschüssen und mit den Bürgern, versteht sich.
Ja, es gibt sicher wichtigere Probleme in unserer Stadt, aber, so denke ich, Kommunalpolitik darf auch einmal Spaß machen. Und die Diskussion über das Grillen macht mir Freude, denn viele andere kommunale Themen sind einfach nur traurig.
Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass mit dem Thema auch einige Fragen verbunden sind. Werden Anwohner belästigt? Wird noch mehr Abfall produziert?
Dabei haben uns andere Städte schon vorgemacht, wie es funktionieren kann: Aus Australien stammt die Idee von öffentlichen Grillstationen, die die Stadt Zürich umgesetzt hat. Dort kann man sogar kostenlos umweltgerecht dem Grillvergnügen frönen. In der Stadt Hamburg wurde die erste deutsche öffentliche Grillstation in einem Park eröffnet, in allen Medien bundesweit bestaunt. Übrigens eine Initiative der dortigen SPD.
In der Hansestadt kostet es den Bürger 1 Euro, wenn er eine Viertelstunde Grillmeister auf einem Hochleistungsgerät spielen will. Allerdings musste die Stadt 10.000 Euro in so eine Station investieren. Die Vorteile liegen auf der Hand: Es entstehen keine Verunreinigung, denn diese Stationen werden täglich gereinigt, wenig umweltgerechte Wegwerf-Grille werden überflüssig, das Grillen findet nur an den dafür vorgesehenen Stellen statt, die Erholungssuchenden müssen nichts mehr mitbringen, als sie nachher genüsslich verzehren wollen.
Mein Vorschlag deshalb für Trier: Die Stadtwerke erwerben und betreiben eine Grillstation im Palastgarten (vielleicht später auch an anderen Orten), die umweltfreundlich mit Römerstrom die notwendige Energie erhält. Ein wenig Werbung für diesen Öko-Strom kann bei dieser Gelegenheit auch noch betrieben werden. Die Triererinnen und Trierer haben einen neuen Ort der Kommunikation. Denn ein geeigneter Ort wird sich doch sicher finden lassen. Die Stadt Trier kostet das Ganze nichts und alle freuen sich über weniger Müll und und leckeres Grillgut! Und das Lächeln von Franz Weissebach auf dessen Gedenktafel wird vielleicht noch etwas intensiver werden. Er wäre der Erste gewesen, der den Trierern solch eine Station gestiftet hätte, wenn es sie zur Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert denn schon gegeben hätte!
8 Gedanken zu „Für Weiteres Grillen!“
Ich glaube inzwischen, dass es für viele Menschen nichts wichtigeres gibt, als zu grillen. Mir fällt jetzt aber ein, dass das Grillen für die Lebensqualität wichtig ist. So ähnlich stand es neulich im Volksfreund. Da ich noch nie gegrillt habe, habe ich in fast 71 Jahren auch keine Lebensqualität erleben können. Ich armer Mensch.
Was das Produzieren von Müll betrifft: Man kann doch nicht erwarten, das man seinen Müll einpackt und mitnimmt, sofern kein Abfallbehältnis vorhanden ist. Außerdem: wofür bezahlt man Steuern. Da wird ja wohl die Stadtverwaltung den Unrat beseitigen können.
Sehr geehrter Herr Hoffmann, vielen Dank für Ihren Beitrag. Sie werden bemerkt haben, dass ich ebenfalls der Auffassung gibt, dass wir wirklich drängendere Probleme in Trier haben, als das Grillen. Da müssen Sie nur den heutigen Volksfreund lesen: warum bestrafen, die Haushaltskassen, ausbaubedürftiger ÖPNV. Aber zum Leben gehört nicht nur Ärger und Arbeit, sondern auch Freizeit und Erholung. Da werden Sie mir als erfahrener Mann doch sicher zustimmen. Warum sich also nicht einmal mit einer Nebensache beschäftigen? Außerdem wollen wir auch, dass sich die vielen jungen Leute, die Studentinnen und Studenten in unserer Stadt wohl fühlen. Daher mein Vorschlag, das Grillen in geordnete Bahnen zu lenken. Natürlich haben Sie völlig Recht, dass auch an der Infrastruktur gearbeitet werden muss, d.h. genügend Abfallbehälter zur Verfügung stehen müssen. Diese müssten jedoch geeignet sein, d.h. Abfallbehälter verbieten sich, weil diese nur mit zusätzlichem Müll gefüllt werden. Ich bin mir sicher, bei einigermaßen guten Willen, den ich derzeit bei allen Beteiligten siehe, werden wir Lösung finden, mit denen alle zufrieden sein können.
In den späten 60ern und frühen 70ern habe ich so manchen tag im Palastgarten verbracht.Ich habe dort so einiges gesehen-lustiges und nicht so lustiges.Es war alles etwas geruhsamer, und es war vor allen dingen nicht so schmuddelig.
Was ich allerdings in all den jahren nicht gesehen habe: Ich habe niemals jemandem beim grillen zuschauen dürfen. Deswegen wundert es mich ein wenig, dass man heute so tut, als handele es sich beim grillen im Palastgarten um die einzige möglichkeit der Trierer seit jahrhunderten, für einige stunden ihren elendsquartieren zu entkommen.
Aber vielleicht spielt mir ja auch mein gedächtnis einen streich.
Vielleicht sollte man im Kern dort ansetzen, wo das Problem wirklich liegt: Beim Müll. Kann man nicht einfach das Hinterlassen von Müll außerhalb der Müllkübel ahnden? Was soll daran so schwierig sein? Dass man gleich in das Leben von Menschen eingreifen will und ihnen sagen muss, wann sie wo mit welchen Geräten und welchem Strom … und überhaupt war das früher anders (und früher ist natürlich maßgeblich), mutet schon ziemlich anmaßend an. Und wenn die Einmalgrills die Grasnarbe schädigen, dann kann man die auch verbannen (so wie das andere Städte (Leipzig z. B.) sehr erfolgreich tun). Davon abgesehen, würde ich jedem empfehlen, sich anzuschauen, wer den Müll außerhalb der Papierkörbe produziert. Die notorisch verdreckte Ecke am Café/Teich stammt nämlich beispielsweise in der Regel nicht von Grillern sondern von der Stadtteiljugend, die sich dort–geduldet von Eltern und Ämtern–regelmäßig besäuft, Flaschen zerschlägt oder nach den Enten wirft, an die Parkeinrichtung pisst etc. // Aber eigentlich ist das ein nettes Sommerlochthema. // 😉
Die Idee mit der Grillstation ist ja gut gemeint, aber ob diese angenommen würde ist wieder eine andere Frage. Und ob sie für alle Nutzer ausreichen würde auch. Manchmal grillen ja bis zu 15 Leute auf der Wiese. Das sind häufig auch junge Familien mit Kleinkindern und eben auch viele Studenten.
Herr Hoffmann, mal fern ab der Ironie, wenn sie wirklich glauben, dass es vielen Menschen so wichtig ist dort grillen zu dürfen, warum sollte man es Ihnen dann unbedingt verbieten? Einfach um anderen mal in die Suppe, bzw. aufs Würstchen, zu spucken?
Salamander50 ich glaube in den späten 60ern und frühen 70ern gab es in Trier auch noch keine Universität mit bis zu 20.000 dort tätigen Menschen. Ich glaube in dieser Zeit gab es in Trier auch so einiges andere nicht. Fragen Sie doch mal den Einzelhandel oder die Gastronomen. Es ist schon merkwürdig, dass Trier einerseits Groß- und Universitätsstadt sein möchte, andererseits die Studenten aber bitte nicht ihr Vergnügen im Stadtpark haben sollen. Es geht ja angeblich um 20.000 € Reinigungskosten jährlich. Wieviel Geld spülen die Studenten eigentlich so jährlich durch ihre Anwesenheit in die Stadtkasse und in die Einnahmen des Einzelhandels? Aber bitte, wenn man sich so sehr nach den guten alten 60ern zurück sehnt, dann sollte man vielleicht gleich die ganze Universität schließen.
Mal ganz abgesehen davon, der wichtigste Punkt ist doch: Es sind nicht die Studenten, die das Müllproblem verursachen. Das sind ein paar wenige kleine Gruppen, die durch teilweise bewusste und absichtliche Vermüllung und Rasenbeschädigung ihren mutwilligen Kampf gegen das Establishment führen. Und die große Masse der Studenten, die mit diesen Leuten überhaupt nichts zu tun hat, die soll jetzt die große Verbotskeule abkriegen. Das ist kein Problem des Grillens, kein Problem der Mülleimer und kein Problem der Studenten. Das ist ein soziales Problem einiger destruktiver Randgruppen. Und die dürften sich durch eine solche Verordnung eher noch ermutigt fühlen, weil so ihr Kampf gegen das vermeintliche Establishment sogar noch einen offiziellen Charakter bekommt.
Hallo Herr Nolte, ob der Vorschlag angenommen wird, weiß man natürlich nicht vorher. Man könnte ja zunächst einmal die Erfahrungen aus Hamburg und Zü-rich abwarten. Man müsste den Grill natürlich recht nahe Devise aufstellen. Ich habe mir es gestern noch einmal die Gegebenheiten angesehen. In Betracht käme eventuell ein Standpunkt nahe der Stadtbibliothek, der dann auch nicht so störend auffallen würde
@Jochen Nolte:
Gemach, Herr Nolte, gemach.Man wird im laufe der jahre etwas konservativer, wie jeder vernünftige mensch, aber doch nicht gleich zum verwirrten nostalgiker.Für eine zünftige revolution würde es immer noch reichen, ich müsste halt ein wenig auf rücken und hüfte achten…
Sie würden ja nicht glauben, was es in den späten 60ern und frühen 70ern schon alles gab in Trier, wenn auch, da haben Sie recht, noch nicht ganz so viele studenten.
Nein, die sollen schon bleiben.
Aber ob die wirklich im Palastgarten grillen müssen? Das ist doch schon Triers “gute stube”, irgendwie.
Wissen Sie, wie es manchmal im sommer im Tiergarten aussieht? Und in der Hasenheide?
Mit den randgruppen stimme ich Ihnen zu, aber nachgeben bringt ja nicht immer etwas.
Vielleicht hilft dies grillstation wirklich, die Thomas Albrecht vorgeschlagen hat.
Ich kenne die dinger allerdings nicht.
Ob er allerdings überhaupt einen bezug zu den örtlichkeiten hat? Er ist doch nach der schule immer sofort richtung Mariahof, während unsereiner erst durch den Palastgarten musste – und da ab und zu auch hängenblieb…
Auwei..Salamander kennt mich noch von meiner FWG Zeit. Schon lange her!..Dafür fahre ich aber jetzt mit dem Rad (auf erlaubter Strecke versteht sich)durch den Palastgarten von der Arbeitsstelle mit dem Rad nach Mariahof.
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