Ohne die gerne als »vierte Gewalt« bezeichneten unabhängigen Journalisten kann die Politik in einer Demokratie nicht existieren.
Politikerinnen und Politiker brauchen die Kontrolle eines guten, kritisch-konstruktiven Journalismus.
Das gilt auch für Kommunalpolitiker wie Jutta und mich.
Ein Journalist, der uns beide fast 20 Jahre lang auf unserem kommunalpolitischen Weg begleitete, hat uns nun plötzlich und unerwartet verlassen:
Jörg Pistorius, Redakteur beim Trierischen Volksfreund.
Mit großem Engagement hat er in der einzigen Lokalzeitung die Trierer Kommunalpolitik beobachtet und präzise, pointiert kommentiert.
Ab und an war auch einer von uns Gegenstand eines Artikels.
Es gab Kritik von ihm, es gab aber auch Zustimmung, manchmal sogar ein Lob, wie »das Kompliment an das Ehepaar Albrecht« vom Oktober 2008« (Hintergrund war ein parteiinterner Streit über die Kandidatur zur Mariahofer Ortsvorsteherin)
So habe ich ihn schon vor 12 Jahren als jemanden bezeichnet, »mit dem ich zwar schon manchen Diskurs hatte, den ich aber gleichwohl als kritischen Begleiter der Trierer Kommunalpolitik sehr schätze.«
Die Musik, die er liebte, und die er oft auch auf Festivals genoss, verbinden wir eher mit den Vorlieben unseres jüngsten Sohnes: So waren beide – ohne sich jemals persönlich kennengelernt zu haben – jedes Jahr beim »Rock am Ring« -Festival, und ein Konzert von »Rammstein« verpassten sie auch selten. Ein Musikrichtung, die nicht so sehr meinen Vorlieben entspricht.
Besonders gelungen war aus unserer Sicht das Format des »Pro und Contra« im TV, das er mit geprägt hat. So wünscht man sich guten Journalismus: Zwei Meinungen zu einem aktuellen, heiß diskutierten Thema werden gegenübergestellt, der Leser und die Leserin können entscheiden, welche Argumente ihn oder sie eher überzeugen.
Hier ein Beispiel aus dem TV vom 15.5.2011, wo er sich in einen Disput mit dem ebenfalls viel zu früh verstorbenen unvergessenen Dieter Lintz begibt.
Gemeinsam war uns auch die frühe Verbundenheit zum Medium Internet. Bei Computerspielen, die Jörg Pistorius gerne getestet hat, hatten wir weniger Gemeinsamkeiten. Aber das Internet als Kommunikationsmedium zu nutzen, das hat uns beide gereizt.
Deshalb hat mich seine frühe Wertschätzung aus dem Jahre 2009 sehr gefreut:
Verbunden hat Jörg Pistorius und mich auch die Begeisterung zu der »Star-Wars« Reihe. »Darth Vader« war seine Lieblingsfigur.
Für Jörg Pistorius war es die »ihn umgebende Tragik«, die Niederlage im Zweikampf mit einem starken Gegner, der ihn zum Sterben zurückließ, welche »Darth Vader«, die Inkarnation des Bösen, »noch faszinierender« machte.
Es ist für Jutta und mich sehr tragisch, dass er leider seinen schweren Kampf gegen eine heimtückische Krankheit verloren hat. Gänzlich unerwartet! Hatte er doch nur zwei Wochen zuvor noch Jutta in einer persönlichen Nachricht signalisiert, dass es ihm besser ginge: »Es geht mir zurzeit gut. Ich mache Fortschritte. Der Kampf gegen die Krankheit läuft mit Erfolg. Bitte passen auch Sie gut auf sich und Ihre Familie auf und werden Sie nicht krank.«(19.3.2020) Diese Nachricht rührt vor der jetzigen Gewissheit, dass seine Hoffnung trügerisch war, unendlich an.
Filmautoren – wie George Lucas – können ein Happy-End schreiben. Das Buch des Lebens schreibt ein anderer.
Wir sind sehr traurig über den Tod von Jörg Pistorius und werden ihn nicht vergessen!