Mit dem Elektrobus durch Trier

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 Liegt hierin die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs in Trier? Fast auf den Tag genau 45 Jahre, nachdem der letzte elektrisch betriebene Bus durch Trier fuhr, damals noch mittels Oberleitungen mit Strom versorgt, kam jetzt wieder ein solches Fahrzeug mit dem umweltfreundlichen Antrieb in der Römerstadt zum Einsatz.

Die Stadtwerke Trier wollen sich als innovatives Unternehmen präsentieren und testen deshalb den Elektrobus in der Zeit vom 13. bis zum 18. Mai. Zum Einsatz kommt der elektrisch angetriebene Solobus der chinesischen Firma “Build Your Dreams (BYD), deren Fahrzeuge in China und in vielen europäischen Großstädten (London, Barcelona, Mailand, Kopenhagen) bereits fahren.

Medienvertreter, Mitarbeiter der Stadt und Stadtwerke sowie Mitglieder des Aufsichtsrates der Stadtwerke waren zu einer ersten Probefahrt eingeladen, an der auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe teilnahm. Triers neuer Baudezernent Andreas Ludwig ließ sich vor Beginn der Fahrt ebenfalls über die neue Technik informieren.
Die erste Fahrt führte vom Rathaus durch das Gartenfeld zum Petrisberg hinauf. Hier gab es schon die erste Überraschung: Obwohl der offizielle Prospekt des Herstellers eine Steigfähigkeit von maximal 15 Prozent angibt, schaffte der Bus, der von zwei jeweils 90 Kilowatt (122 PS) starken Elektromotoren in den Radlagern angetrieben wird, problemlos den 17 Prozent steilen Aufstieg.

Von dort ging es dann – deutlich vernehmbar surrend – über Tarforst und die Porta Nigra zurück zum Ausgangspunkt. Die Geräusche, die der Bus verursacht, waren lauter, als man bei diesem Antrieb vermutet. Eine Erkenntnis, die nachdenklich stimmte, sind doch neben der Schadstoffarmut auch die – hoffentlich – wesentlich geringeren Geräusch-Emissionen ein entscheidendes Argument für die neue Technik.
Peter Hoffmann von den Grünen, der mit Detlef Schieben (SPD) und Hans-Alwin Schmitz (FWG) als Ratsmitglied anwesend war, wohnte lange Zeit in der Saarstraße, fühlte sich dort von den Geräuschen der anfahrenden Diesel-Busse stark gestört und setzt deshalb große Hoffnung in die neue Technik.

Man will alle Vor- und Nachteile noch genau prüfen und testen, so SWT Vorstand Dr. Olaf Hornfeck, der sich aus dem Vergleich der Testergebnisse mit den Energie-und Umweltbilanzen konventioneller Fahrzeuge sowie den Werten von Hybridbussen wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung des ÖPNV in Trier erhofft.
Während der Fahrt zeigten sich alle Teilnehmer jedenfalls beeindruckt von dem neuen Transportmittel, man fragte sich jedoch, warum keine deutsche Firma diese neue Technik anbietet.

Die für die Stromversorgung notwendiges Batterien befinden sich auf dem Dach. Eine Ladung reicht für etwa 200 bis 300 Kilometer. Probleme kann es allerdings im Winter geben, so hörte man von Fachleuten, wenn der Bus zusätzlich beheizt werden muss. Auf dem Betriebshof der Stadtwerke ist derzeit eine provisorische Ladestation installiert, die die Stromspeicher in sechs bis zehn Stunden wieder aufladen.
Oberbürgermeister Leibe erläuterte auf der Fahrt, worin er den Vorteil des Elektrobusses sieht: “Wir wollen den Elektroantrieb auch dazu verwenden, von den Stadtwerken erzeugte Energie, die nicht sofort genutzt und gespeichert werden kann, für die Elektromobilität einzusetzen.” Allerdings schränkt er auch ein, es sei klar, “dass wir hier in Trier nicht sofort Elektromobilität einsetzen können, der erste Schritt ist, es überhaupt ausprobiert zu haben”. Sein Ziel sei es aber, macht das Stadtoberhaupt und Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke deutlich, “dass in absehbarer Zeit, so lange es noch gute Fördermittel gibt, in regenerative und ökologisch korrekten Antrieb für den ÖPNV investiert wird”.

Wer selbst einmal den neuartigen E-Bus, den der Hersteller “bescheiden” als “elektrische Revolution” bezeichnet, ausprobieren wollte, konnte dies bis zum 28. Mai tun. Der Bus fuhr auf der Linie 12, der Strecke zwischen Hauptbahnhof und Hochschule. Diese Strecke ist so kurz, dass die Kapazität der Batterien von 270 Kilowattstunden für einen Tag ausreicht.