Diese Frage kann jetzt genauer beantwortet werden.
Denn die Stadt Trier verfügt jetzt über ein Klimagutachten, das heißt genauer gesagt über einen ersten, jedoch ganz wichtigen Baustein zu einem umfassenden Gutachten.
Ein entsprechender Zwischenbericht wurde in der letzten Sitzung des Dezernatsausschusses IV vorgestellt. In Zusammenarbeit mit der Universität Trier hat die Firma GeoNet-Umweltconsulting umfangreiche Datenbestände erhoben und ausgewertet und daraus ein so genanntes Rechenmodell entwickelt.
Zahlreiche Klima- und lufthygienische Informationen wurden erfasst und ausgewertet.
Das Ergebnis ist ein 80 Seiten starker Statusbericht vom Jahr 2005 der belegt, dass immerhin 63 % der Siedlungsfläche in Trier nicht belastet sind. 37 % weisen eine mäßige Belastung aus, 7 % sind als gering belastet eingestuft und nur 3 % mussten als bioklimatisch belastet eingeordnet werden. Lediglich 0,3 Prozent des Siedlungsraums sind bioklimatisch und zugleich lufthygienisch belastet.
Es überrascht wenig, wenn an sich ansieht, wo sich diese Bereiche befinden: Am Moselufer und im Alleenring.
Keine andere Stadt in Rheinland-Pfalz hat derzeit ein derart gutes Modell, um Umweltauswirkungen in der Stadt beurteilen zu können. 2005 war dieses Gutachten von der Stadt in Auftrag gegeben worden.
Es ist Grundlage für die weitere Entwicklung des Flächennutzungsplanes, das heißt für die Frage an welchen Stellen in Trier noch Baugebiet ausgewiesen werden können. Als nächster Schritt wird die weitere gesamtstädtische Entwicklung unter Überprüfung der geplanten neuen Siedlungsflächen beurteilt, die Prognose für das Jahr 2020.
Um einem Missverständnis gleich vorzubeugen: Zur Frage der Feinstaub-Belastung, die hier in diesem Blog ja auch schon heftig diskutiert wurde, trifft dieses Gutachten keine Aussagen.
Meine Meinung:
Über das angeblich so schlechte Klima in der Talstadt Trier ist immer wieder diskutiert worden. Nun haben wir es schwarz auf weiß: So schlecht wie immer angenommen, sieht es auch wieder nicht aus. Natürlich liegt dieser Umstand auch daran, dass viele Wohngebiete unserer Stadt auf der Höhe und somit in einem sehr guten klimatischen Lage liegen. Deshalb wohne ich zum Beispiel gern auf Mariahof.
Wichtig ist jedenfalls, dass wir nunmehr über eine solide Grundlage für die weitere Diskussion verfügen, wo in der Stadt noch weitere Baugebiete errichtet werden sollen. Der Gutachter hat in der Sitzung des Dezernatsausschusses aber auch aufgezeigt, dass diese Diskussion nicht unbedingt einfacher werden wird. Denn es gibt einige Gebiete, die im Entwurf des Flächennutzungsplans als Potenzial zur weiteren Prüfung eingetragen sind, jedoch möglicherweise zu einer Verschlechterung des Klimas beitragen könnten deshalb ausscheiden.
9 Gedanken zu „Prima Klima in Trier?“
Offenbar wird nach Jahrzehnten der konsequenten Zersiedlung von Frischluftschneisen endlich das Thema Luftbelastung in Trier ernstgenommen. Ich bin sehr froh darum. Trier hinkt in sachen Umweltbewußtsein (trotz “Grüne” im Stadtrat) und Verkehr ziemlich hinterher, aber anscheinend kommt nun ein Stein ins Rollen.
Ich hoffe, dieser Bericht wird veröffentlicht, ich würde zu gerne mal einen Blick darauf werfen!
@tetrapanax
Der Bericht liegt dem Stadtplanungsamt vor. Ich selbst besitze – wie auch die anderen Ausschussmitglieder – ein Exemplar. Allerdings befindet sich darin der Passus: Die Veröffentlichung bzw. Verveilfältigung und Weitergeabe des Gutachtens bzw. von Auszügen oder Ergebnissen an Dritte bedarf des schriftlichen Einverständnisses der GEO-NET Umweltconsulting GmbH.
Danke für die Antwort!
Hm, heißt das, ich könnte zum Stadtplanungsamt gehen und einen Einblick in den Bericht nehmen? Wäre das schon eine Weitergabe an Dritte?
Wird der Bericht, sobald er vollständig vorliegt, denn öffentlich zugänglich gemacht werden?
Ich finde, Studien oder Gutachten, die mit öffentlichen Geldern finanziert worden sind, sollten nicht in irgendwelchen Aktenschränken verstauben, sondern der Allgemeinheit unter einer freien Lizenz und in elektronischer Form über das Internetz zugänglich gemacht werden.
Ich schlage vor, beim Stadtplanungsamt einfach mal nachzufragen.
Ob an eine Veröffentlichung gedacht ist, weiß ich leider nicht.
die andere Möglichkeit bestände darin, in allen städtischen Gremien, Ämtern, Beiräten usw. die Veröffentlichung von Gutachten – auf denen sich fortführende kommunalpolitische Diskussionen aufbauen – einzufordern. Steter Tropfen hölt den Stein.
Ich sehe die Stadtverwaltung sogar in der Pflicht, sämtliche Informationen offen zu legen. Es ist an der Zeit nicht nur von echter Bürgerbeteilung und Transparenz zu reden, sondern sie auch umzusetzen. Dass dabei personen- und datenschutzrechtliche Gesichtspunkte beachtet werden müssen, versteht sich von selbst.
Aktuell fällt mir neben dem Klimagutachten insbesondere die (in nicht öffentlicher Sitzung vorgetragene) vergleichende Untersuchung von Alternativen zum “Moselaufstieg” ein, die m.E. an die Öffentlichkeit gehört – und die einigen Diskussionsstoff bietet.
Hallo Dominik Heinrich,
Vielen Dank, Ich glaube, Du bist mein Panaschier- und Kumulier-Kandidat 🙂
Wann darf die Öffentlichkeit denn “offiziell” von der Moselaufstiegs-Untersuchung erfahren? Irgendwie macht mich die Hinterzimmer – Politik etwas wütend, weil ich mich als Bürger von der eigentlichen Politik ausgeschlossen fühle…
Hallo Tetrapanax,
ich kann gut nachvollziehen, dass Dich die “Hinterzimmerpolitik” wütend macht. Mit der Viehmarkt-Bürgerinitiative Mitte der 80er und zuletzt der BI “Rettet das Palais Walderdorff” hat diese Wut mich zum Engagement im Stadtrat geführt. Und auch dort habe ich manchmal den Eindruck, dass es Hinterzimmer gibt…….
Keine Ahnung, wann bzw. ob die Verwaltung die Moselaufstiegs-Untersuchung ungefiltert (!) veröffentlicht. Aber ich gebe Herrn Albrecht recht: nachfragen, nachfragen und wieder nachfragen. Wir alle haben da ein ganz schön dickes Brett zu bohren!
@ Dominik Heinrich
Oder eben die Parteidisziplin, die (abweichende) Meinungsäußerungen einzelner verhindert.
Trier ist eine wunderschöne Stadt. Leider wohne ich nicht dort, ich denke das die Belastung aber auch in anderen Städten ansteigen wird. Gruss Rosi
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