„Der Spatz in Hand’ ist besser als die Taube auf dem Dach“, so habe auch ich zunächst gedacht, als sich abzeichnete, dass das Land Rheinland-Pfalz nur dann zustimmt, wenn wir das Schwimmbad – ich sage mal bis zur Unkenntlichkeit – verkleinern.
Nicht nur bei, sondern auch bei vielen meiner Ratskolleginnen und Ratskollegen fand dann ein Umdenken statt. „Das könnt’ Ihr doch nicht machen, unser schönes Südbad so verschandeln“, ich weiß gar nicht von wie vielen ich persönlich so oder ähnlich angesprochen worden bin.
Der TV führte eine Umfrage durch: 74% der Beteiligten sprachen sich für den Erhalt des alten Bades in seiner jetzigen Form aus. Auch hier in den Blog ist doch die eindeutige Meinung, das Schwimmbad soll möglichst so bleiben wie es ist (Ich kann mich noch an einen lustigen Eintrag erinnern, der das Südbad als Plastik-Kinderplanschbecken darstellte – leider finde ich nicht mehr).
Vom Bürgerwillen getragen, wollte eine Mehrheit im Rat wenigsten das schlimmste verhindern und hat einen Kompromiss vorgeschlagen. Vergeblich. Das Land stellt sich stur. Ein Zuschuss und die Genehmigung des notwendigen Kredits gibt es nur, wenn das Bad drastisch verkleinert wird. Und selbst wenn man anderswo einsparen und den Kostenrahmen einhalten würde, auch dann besteht man auf der radikalen Verkleinerung. Basta.
Ich kann die Verantwortlichen ja verstehen, schließlich ist das Südbad nicht das Einzige im Land , das saniert werden muss Das Land muss exemplarische darauf bestehen, dass die Schwimmbäder nicht zu groß werden. Aber die „Mainzer“ verstehen die Trierer Besonderheiten nicht, wie auch? Daher habe ich auch Verständnis für die Haltung der SPD. Doch das Thema Südbad kann man nicht rational behandeln. Wenn Trierer über „ihr“ Südbad sprechen, dann geht es um Empfindungen und Gefühle.
Hans-Peter Linz hat das Gefühl der Trierer meines Erachtens treffend zum Ausdruck gebracht:
Ich finde es schlimm, dass das Bad verkleinert werden soll. Und frage mich, wozu überhaupt. Wenn man durch die Fußgängerzone läuft und den ganz normalen Trierer fragt, was mit dem Südbad geschehen soll, würde ich wetten, dass folgende Antwort käme: “das Nötigste reparieren und alles so lassen wie es ist.” Diese ganzen Pläne mit “Eventbad”, Inseln im Becken und was weiss ich sonst noch sind doch nur tendenziöser, modischer Schnickschnack, der mit Sicherheit die laufenden Betriebskosten in die Höhe drücken würde. Dann würde in ein paar Jahren die Diskussion im Stadtrat wieder losgehen. Ich mag das Südbad so wie es ist, eben mit seinem 50er-Jahre Charme. Es ist nur dann außergewöhnlich, wenn man das Becken so groß lässt, wie es ist. Ich weiß noch, wie mich das als Kind beeindruckt hat, wenn wir mit der Familie ins Südbad sind in den 70er Jahren. Allein der Blick von der Eingangshalle auf das Gelände war einfach klasse.
Das Einzige, was jetzt helfen würde, wäre eine große Solidaritätswelle. Doch wo bleibt diese? Die Bürgerinitiative stellt uns ein „Armutszeugnis“ aus! Dabei wollten wir doch in ihren Interesse handeln, das heißt von denjenigen die am Fortbestand „unseres“ alten Südbades interessiert sind. Und bei der Konstellation CDU, Grüne UBM kann man ja kaum von einem parteipolitischen Klüngel sprechen.
Wo sind jetzt die 400 Demonstranten, die noch im Juni2005 vor dem Rathaus standen.? (Wollt ihr wirklich ein Südbad in dieser Form?)
Doch ich kann alle verstehen. Das Thema ist zu lange und ausführlich diskutiert worden, manche verstehen schlichtweg auch nicht mehr, worum es geht. Andere können das Hin und Her nicht mehr hören. Man hat genug davon. Mir geht es ähnlich. Es ist zum davonlaufen. Ehrlich gesagt, mir macht das alles keinen Spaß mehr! Am 28.2. steht das Thema erneut im Stadtrat zur Diskussion. Bringen wir es zu Ende!
5 Gedanken zu „Südbad Dilemma“
Ich stimme Dir (fast) völlig zu.
Du fragst nach einer großen Solidaritätswelle. Nun ist es NICHT so, daß dem Rat und der Verwaltung unserer Stadt das Südbad immer schon eine Herzensangelegenheit war. Jahrzehnte lang (ich wiederhole mich, glaube ich) wurde kaum in die Instandhaltung investiert. Es bedurfte erst dieser BI und der Demo, bis sich etwas tat. Dann hatte ich (und wahrscheinlich viele andere) den Eindruck, als präferiere man als einzige Lösung eine radikale Verkleinerung des Bades, ohne über Alternativen nachzudenken. Das trug sicherlich nicht zum Vertrauen in die Kompetenz des Rates und der Verwaltung bei.
Nun, das sollte Vergangenheit sein. Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Die Frage sollte jetzt sein, wie wir es da wieder raus bekommen. Gemeinsam und ohne das Bad zu verstümmeln oder aufzugeben.
Leider habe ich da auch keine Ideen, wie diese Situation aufgelöst werden kann. Vielleicht sollte man eine Bürgerkonferenz einberufen? Brainstorming für alle? Titel: “Südbad – Was tun, Trier?”
Hier der Link zum Planschbecken: Aber bitte nicht weitersagen, da das Bild nicht von mir ist 😉
http://tetrapanax.blog.volksfreund.de/lokalidiotismus/ein-bild-vom-zukuenfigen-suedbad.html
Danke für Ihre abgewogenen Worte. Auch ich habe bei manchen Änderungsvorschriften mit dem Kopf geschüttelt – wenn es etwa um die Verkürzung der Bahnen ging, die das Bad für alle Zukunft Wettkampf-untautlich machen würden. Wenn es nur noch ums Plantschen geht, kann man das 50m-Becken auch gleich zuschütten.
Ein anderes: Es geht ja nicht nur um die Kosten der Instandsetzung, sondern auch um die späteren Betriebskosten. Ich vermute, hierin liegt ein Grund für das Beharren der Landesregierung auf Verkleinerung. Stimmt das?
@ thomas albrecht
Ihr umdenken in allen Ehren, aber warum so spät? Und warum wird dem Bürgerwillen erst jetzt Rechnung getragen? Die Umfrage des TV liegt fast ein dreiviertel Jahr zurück! Für mich als Vorsitzende des Fördervereins Südbad klingt das alles wenig nachvollziehbar.
Folgende Stellungnahme wurde den Fraktionen im April 2006 übermittelt:
Stellungnahme des Fördervereins Südbad zur Vorstellung der Modullösung für die Südbadsanierung :
Auf der 1. Mitgliederversammlung( 30.3.2006) des Fördervereins herrschte unter den anwesenden Mitgliedern ein großes Unverständnis gegenüber der derzeitigen von der Stadtverwaltung Trier vorgelegten Planung. Die meisten Anwesenden hatten sich im vergangenen Sommer mit ihrer Unterschrift für den Erhalt des Bades ausgesprochen- nicht für eine umfassende Neugestaltung. Ein Erhalt des Bades bedeutet in erster Linie die Erneuerung der maroden Technik und die Sanierung der Becken bzw. Umstellung auf die neue Filteranlage, die dringend erforderlich ist, um den heutigen hygienischen Anforderungen zu entsprechen.
Unsere Anforderungen an die Umgestaltung des Südbades darüber hinaus lauten wie folgt:
1. Das Kleinkindbecken soll in die Nähe des jetzigen Kinderspielplatzes verlegt werden, so wie es ursprünglich der Fall war, um die Familiennutzbarkeit zu erhöhen.
2. Um die Allwettertauglichkeit und damit die Besucherzahlen zu erhöhen, ist eine Erhöhung der Wassertemperatur in beiden Becken dringend erforderlich.
3. Der Ein- und Ausstieg in das Schwimmerbecken soll für den Nutzer, insbesondere für ältere Mitbürger und Gehbehinderte, verbessert werden.
4. Die Anzahl der Umkleidekabinen in unmittelbarer Nähe des Schwimmerbeckens soll erhöht werden.
5. Der Sprungturm soll benutzbar in seiner jetzigen Höhe erhalten bleiben, da er eine der Hauptattraktion des Bades darstellt.
6. Der Eingang in das Bad soll Behindertengerecht umgebaut werden.
Unsere Kritikpunkte an der derzeitigen Modulplanung sind folgende:
1. Im vorderen Bereich des Nichtschwimmerbeckens soll aufgrund der vielfältigen Nutzung (Wassergewöhnung Nichtschwimmer, Ballspiele, etc.) auf eine Wasseroberflächenreduzierung verzichtet werden
2. Die geforderte Reduzierung der Wasserfläche kann auch durch andere Maßnahmen erreicht werden, so z.B. durch eine Insel im Nichtschwimmerbecken (25-m-Becken).
3. Die geplante Insel im Schwimmerbecken in der Nähe des Sprungturms stellt unseres Erachtens eine Gefahr für die Nutzer des Sprungturms dar.
4. Die Technik/Filteranlage in einem rundem Neubau unterzubringen bedeutet einen massiven Eingriff in das Gesamtbild der Südbadanlage, die Technik soll unter Einbeziehung jetziger Technikräume so untergebracht werden, das das landschaftliche Gesamtbild nicht verändert wird.
5. Durch die Sanierung der Becken mit Edelstahl verkürzt sich das 50-m-Becken auf etwa 49,70 m und ist damit nicht mehr wettkampftauglich. Die Wettkampftauglichkeit des 50-m-Beckens soll erhalten bleiben.
Darüber hinaus kritisieren wir stark die Einseitigkeit der Planung. Gezeigt wird nur ein einziger Handlungsstrang mit aufeinander aufbauenden Modulen, nicht jedoch Alternativen unterschiedlicher Ansätze. Es ist zwischenzeitlich absehbar, dass mit einem Beginn der Sanierungsarbeiten im September 2006 nicht gerechnet werden kann. Daher fordern wir die Verwaltung auf, die Zeit zu nutzen und weitere Alternativen zu erarbeiten. Die Einbeziehung der Nutzer des Bades ist zu intensivieren. Wir fordern eine offene Diskussion im Rahmen einer Bürgerbeteiligung, wie sie bereits bei anderen Planungen (z.B. Kornmarkt) zu einem fruchtbaren Dialog zwischen Verwaltung und Bürgern geführt hat.
Für den Förderverein Südbad Trier e.V.
Susanne Bull, Vorsitzende
Aber der Rat hat trotzdem an der vorgelegten Planung festgehalten und die Kritikpunkte des Vereins wurden nur belächelt.
Bezugnehmen auf diese Stellungnahme Ihr Kommentar in der Rathauszeitung vom 2.Mai 2006
CDU
Südbad – Jetzt wird es ernst
Es tut sich etwas: Der Antrag unserer Fraktion vom Juli 2005, das Südbad zu sanieren, wird umgesetzt.
Doch kaum werden die ersten Überlegungen über die Art und Weise der Realisierung vorgestellt, da werden auch schon Stimmen laut, wie schrecklich das doch alles sei. Hierzu sei angemerkt:
1. Entschieden ist noch gar nichts! Zunächst einmal liegen verschiedene Vorschläge auf dem Tisch, bei deren Erarbeitung die Mitglieder des Fördervereins Südbad beteiligt waren. Unsere Fraktion wird eine Entscheidung erst nach intensiven Beratungen treffen. Dabei ist uns der Kontakt zu den Bürgern besonders wichtig.
2. Wir können aber nicht zwischen einem Erhalt der bisherigen Wasserfläche und einer Reduzierung entscheiden. Die Alternative lautet: Verkleinerung oder gar kein Südbad! Denn einen Zuschuss vom Land gibt es nur bei einer Verringerung der Wasserfläche um rund ein Viertel. Ich meine, dies durch den Einbau von Inseln zu erreichen, ist pfiffig und Kosten sparend!
3. Wir freuen uns darüber, dass viele Bürger großes Interesse zeigen und sich an der Diskussion beteiligen. Doch dabei muss es fair und sachlich zugehen. Wer beklagt, dass in dem neuen Becken keine Schwimmsportveranstaltungen mehr stattfinden können, muss wissen, dass seit 30 Jahren (!) keine einzige solche Veranstaltung mehr im Südbad war. Die fanden nämlich im Nordbad statt, was auch in Zukunft so sein soll! Das ist auch der ausdrückliche Wunsch der Schwimmsportvereine. Die Technik soll auch in keinem „Turm“ untergebracht werden, sondern in einem neuen, möglichst kleinvolumigen Gebäude mit begrüntem Dach. Und selbstverständlich war auch nie geplant, eine Insel so zu errichten, dass der Sprungbetrieb beeinträchtigt wird.
Thomas Albrecht, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Stadtratsfraktion
Der Förderverein war nicht in die Erarbeitung dieser Pläne einbezogen, wir wurden immer nur auf Nachfragen unsererseits, informiert.
Bürgerbeteiligung war im April vergangenen Jahres noch nicht angesagt! Schade, denn dann hätte
eine Sübadsanierung im Sinne der Bürger eine Chance gehabt.
Schön, dass Sie sich hier gemeldet haben Frau Bull, vielen Dank für Ihre Stellungnahme.
Es ist für uns doch schon immer selbstverständlich gewesen, dass es eine gewisse Verkleinerung des Bades geben muss, um die Zuschüsse des Landes zu erhalten. Man muss im leben Kompromisse machen, das ist doch allen klar. Eine Erhaltung im Originalzustand – so wie von uns allen gewünscht – ist und war niemals durchsetzbar. Die Verwaltung hat dann eine Planung im Sinne dieses Kompromisses vorgelegt. Hierauf bezog sich auch der von Ihnen völlig korrekt zitierte Artikel in der Rathauszeitung. Diese Planung halte ich nach wie vor für vernünftig (und hatte damals die SPD Fraktion in einem ähnlichen Artikel übrigens ebenso gelobt).
Genau diese Planung wollten wir ja auch deshalb gemeinsam mit Grünen und UBM in der Ratssitzung vom Dezember 2006 so durchsetzen. Doch dem Land war das zu wenig. Wie Fischers Fritze Frau wollte es immer mehr – nein, immer weniger, d.h. eine Reduzierung auf 5 Bahnen, Halbierung des Nichtschwimmerbeckens pp. Sie kennen das.
Damit ich nicht missverstanden werden, ich hatte es ja auch schon zum Ausdruck gebracht: Die Position des Landes ist aus seiner Sicht durchaus nachvollziehbar. Aber sie berücksichtigt nicht genügend die Interessen von uns Trierern.
Eine Bemerkung noch zum Schluss: Ich meine, die gegenseitigen Schuldzuweisungen bringen uns doch nun wirklich nicht weiter. Sie können mir wirklich glauben, so intensiv wie mit dem Südbad haben wir uns beispielsweise in unserer Fraktion selten mit einem Thema beschäftigt. ich weiß nicht, wie viele Varianten der Finanzierung wir da so durchgespielt haben. Es war alles nicht machbar.) Die Lage ist nun einmal so wie sie ist. Irgendwie haben wir doch alle das gleiche Ziel. Und irgendwo haben wir feststellen müssen, dass es so nicht zu erreichen ist.
Es tut mir leid Herr Albrecht, aber ihre Antwort ist mir etwas, sagen wir mal, zu oberflächlich.
Es geht doch jetzt nicht mehr um Beteuerungen wie gerne wir alle „Unser“ Südbad haben. Es geht doch jetzt darum, was ist in den letzten anderthalb Jahren schief gelaufen, das es soweit kommen konnte. Der Rat hat es versäumt, den einmal beschrittenen Weg in Frage zu stellen und Alternativen zu fordern. Man hat sich zu sehr darauf verlassen dass die vorgelegte Planung die einzig mögliche ist und günstigere und eventuell dem Bürgerwille näher stehende Planungen nicht förderungsfähig sind.
Doch das ist jetzt alles vorbei, das Rad lässt sich nicht zurück drehen.
Gucken wir nach vorne und seien wir realistisch. Im Frühjahr müssen die Becken des Südbades vollständig entleert werden. Das geht mittlerweile nur noch mit Pumpen, da die Abflüsse im vergangenen Sommer zubetoniert wurden damit das Wasser noch im Becken gehalten werden kann. Die Statik des Turms ist kritisch. Die Technik der Filteranlage ist mehr als marode( Das bedeutet auch, dass zum Beispiel der Chlorgehalt erhöht werden muss, um eine Gefährdung durch Krankheitserreger zu minimieren).
Wenn eine Sanierung, wie immer sie auch aussieht, nicht so schnell wie möglich in Angriff genommen wird, dann ist das Südbad nicht mehr zu retten!
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