Obwohl schon längst der Baubeschluss getroffen worden ist, ist die Diskussion über den Ausbau der Loebstraße in den letzten Tagen aufgeflammt.
Blogger tetrapanax hat ja schon dankenswerterweise schon auf einige Argumente aufmerksam gemacht. Als Machtkampf sehe ich diese Angelegenheit allerdings weniger an. Es geht hier um die Frage einer Interessenabwägung. Was wiegt mehr: Die Interessen der Allgemeinheit oder die der Anlieger. Und diese Frage ist hier eindeutig zu beantworten:
Sieht man sich die Loebstraße an (siehe Bild), so kann eigentlich gar kein Zweifel daran bestehen, dass eine Sanierung mehr als überfällig ist. So wurde das ja bisher übereinstimmend gesehen.
Doch der Neubau bringt natürlich auch Nachteile mit sich. Dies ist der Wegfall von Parkplätzen am Straßenrand.
Hiergegen wendet sich eine Anwohnerinitiative in erster Linie . Alle anderen Argumente, die sie vorbringen, (der Radweg sei gefährlich pp) dienen ganz offensichtlich nur dazu, diese Forderung zu unterstützen.
Von 600 vorhandenen Parkplätzen gehen ganze 128 verloren, die hauptsächlich im Bereich der HWK liegen. In unmittelbarere Nähe (Fußweg 5 – 10 Minuten) der Betriebe stehen jedoch ausreichend Parkplätze zur Verfügung. Die Vertreter der Anwohnerinitiative meinen, es sei unzumutbar für Beschäftigte und Besucher, einen solchen Weg in Kauf nehmen zu müssen. Ich teile diese Auffassung nicht.
In neuster Zeit (warum erst jetzt?) ist auch das Argument aufgekommen, die verringerte Straßenbreite (6,50 Meter statt bisher 8,50 Meter) würde die Betriebe und damit Arbeitsplätze gefährden, da diese dann nicht mehr für LKW zugänglich seien.
Hierzu ist Folgendes anzuführen: Die vorgesehenen 6,50 m Straßenbreite entspricht der Standardbreite für LKW- Begegnungsverkehr, und dies zu Recht: Eine breiter Straße verleitet zum schnellen Fahren und ist zudem wesentlich teurer, die Förderungsfähigkeit wäre in Frage gestellt.
Es ist allerdings tatsächlich nicht auszuschließen, dass es im Bereich eines Autohauses zu Beginn der Loebstraße tatsächlich Probleme geben könnten, wenn sehr große und lange LKW dort einfahren müssen. Durch Maßnahmen vor Ort, etwa ein etwas breiteres Tor oder eine Verbreitung an dieser Stelle sind diese Probleme lösbar.
Zum Fahrradweg: Selbst wenn ein Fahrradweg am Moselufer entlang möglich und zulässig wäre (was äußerst zweifelhaft ist, da er – wie tetrapanax bereits erläutert hat – in einem FFH und Naturschutzgebiet liegen soll), wäre ein solcher Weg dort keine Alternative, die die Notwendigkeit eines Radweges entlang der Loebstraße entfallen ließe. Es handelt sich umeine ganz andere Streckenführung. Kein Radfahrer, der in die Stadt will, würde diesen Weg wählen.
Mein Fazit:
Es gibt und gab kaum eine kommunalpolitische Entscheidung in Trier, die so intensiv auch mit den Betroffenen diskutiert worden ist, bei der das Für und Wider so sorgfältig abgewogen worden ist. Ich habe das ja bereits dargelegt.
Die Allgemeinheit, d.h. die große Mehrheit der Trierer hat einen Anspruch darauf, dass
a) endlich die Holperstrecke beseitigt wird
b) eine vernünftige Radanbindung nach Ruwer geschaffen wird.
Demgegenüber müssen – so die ganz überwiegende Mehrheit des Rates – die Interessen privater Anlieger, zurückstehen, so ist das nun einmal in einer Demokratie.
Es ist natürlich das Recht eine jeden Anliegers, einen Ratbeschluss gerichtlich überprüfen zu lassen. Ich kann mir jedoch nicht vorstellen, dass eine Klage Erfolg haben könnte. Sollte das Gericht – wider erwarten- tatsächlich das berühmte Haar in der Suppe finden, das heißt einen Formfehler finden (der beauftragte Anwalt soll dem vernehmen ja Spezialist auf diesem Gebiet sein), so wäre das sicher ein herber Rückschlag für die verkehrspolitische Entwicklung Triers.
19 Gedanken zu „Loebstraße II – Schneller Ausbau vordringlich!“
Auch mir liegt eine vernünftige Radverkehrsführung am Herzen, Herr Albrecht, sehr sogar. Mit Betonung auf “vernünftig”. Ich sehe es daher nicht so gerne, wenn ausgerechnet der einzig brauchbare Einwand seitens Herrn Natus & Co. im Vorbeigehen weggewischt wird. Ein mit Grünstreifen von der Fahrbahn abgetrennter Zweirichtungsradweg, der etliche Parkplatzzufahrten kreuzt, grenzt schon an fahrlässige Körperverletzung. Es wäre schön, wenn sowohl Stadtrat als auch Verwaltung und Verkehrsplanung zur Kenntnis nähmen, dass solche innerstädtischen Konstruktionen Unfallschwerpunkte sind und zumeist nicht dem gesunden Vorankommen des Radverkehrs dienen, sondern primär dem ungebremsten Autoverkehr. Nun, vielleicht schwenkt Herr Natus ja aufgrund dieser Tatsache in seiner Argumentationlinie um 😉
Weitere Informationen: http://radweg.radzeug.de/
Ich sehe immer die Auto-Transporter (warum werden eigentlich die Neufahrzeuge nicht mit der Bahn angeliefert?) direkt am Straßenrand vor den Autohäusern stehen. Also nur gut, dass der Radweg auf die andere Straßenseite kommen wird 🙂
@ Wortsalat
Die ein- und ausfahrenden Autos stellen in der Loebstraße immer eine große Gefahr dar, so auch bereits jetzt. Sicherer ist auf alle Fälle die eigene Radspur, die übrigens auch vom Gesetzgeber längst vorgeschrieben ist (Herr Albrecht erwähnt in seinem obigen Beitrag die Förderungswürdigkeit).
@ehriker
Du hast die von mir zitierte Quelle zur Kenntnis genommen?
Was ist daran sicher, wenn du außerhalb des direkten Wahrnehmungsbereich von abbiegenden Autofahrern fährst, die, um von der rechten Fahrspur linksabbiegend auf den Parkplatz zu gelangen, erstens den automobilen Gegenverkehr, zweitens von vorne auf dem Radweg kommende Radfahrer, drittens von hinten auf dem Radweg kommende Radfahrer, und viertens eventuell den Parkplatz verlassende Automobile im Blick behalten müssen?
Was ist gefährlich daran, ganz normal mit dem Fahrrad auf der Fahrbahn jeweils in Fahrtrichtung deutlich sichtbar für alle anderen Verkehrsteilnehmer zu fahren?
Was machst du, wenn du als Radfahrer nun nicht nach Ruwer durchfahren willst, sondern z.B. Farbe einkaufen möchtest? Anhalten, Rad über Grünstreifen tragen, Schuhe im Matsch versauen, über die Fahrbahn hetzen? Jetzt sag nicht, ich könnte ja vorher schon auf der anderen Fahrbahnseite fahren, das hat dann nämlich bei benutzungspflichtigem Radweg drastische versicherungsrechtliche Konsequenzen.
Wie verläuft der Radweg hinter der Eisenbahnbrücke weiter? Hört er dort auf? Wird er linksseitig weitergeführt? Oder quer über die Fahrbahn nach rechts verschwenkt?
An Herrn Albrecht gerichtet: Ist die genaue Planung irgendwo online einsehbar?
@ Wortsalat
Ich verstehe Deine Argumentation gut. ABER: Ich bin ein gebranntes Kind. Wie ich in einer anderen Diskussion bereits erläuterte, kam ich mehrmals mit meinem Rad in lebensbedrohlichen Situationen – in der Regel im Zusammenhang mit Bussen oder LKWs.
Ich habe auf manchen, besonders stark vom Bus- und LKW frequentieren Straßen schiss mit dem Rad zu fahren. Ein intellektuelles “Es ist bewiesen, daß mir hier selten was passiert” hilft hier garnichts, weil mir schon mehrmals was passiert ist. Ich bitte darum, meine Angst als Radfahrer vor Bussen und LKWs ernst zu nehmen!
Nicht nur ich fühle mich so im Straßenverkehr auf der normalen Straße, ich schätze, es geht noch ganz vielen Menschen so. Außerdem ist es mein Recht STRESSFREI und ohne Todesangst mit dem Rad von A nach B zu kommen.
Wogegen ich mich allerdings wehre, ist eine RadbenutzungsPFLICHT! Vor allem bei so mancher besch… Wegeführung. Wer auf der Straße zwischen Autos und LKWs fahren möchte – bitte. Aber zwingt mich nicht, das eben so machen zu müssen!
@Wortsalat
Die Führung des Radweges ist im Ausschuss und im Ortsbeirat ausführlich diskutiert worden. Eine bessere Alternative gibt es nicht. Eine schlechtere Lösung wäre es insbesondere, den Radweg beidseitig, links und rechts der Straße zu führen, da sehr viele Nebenstraßen abzweigen. Die Autofahrer müssen eben beim Ein- und Ausfahren von und zu den Parkplätzen entsprechend Rücksicht nehmen. Das funktioniert anderswo auch reibungslos. Die Weiterführung des Radweges kann aus Kostengründen leider erst in einem 2. Bauabschnitt erfolgen. Die genaue Planung (Bauplan) ist online meines Wissens nicht einsehbar.
@ Wortsalat
In Trier habe ich leider mehrfach die gleichen Erfahrungen wie tetrapanax gemacht. Vor Trier lebte ich einige Jahre in einer Stadt, in der es die meisten aktiven Radfahrer im Straßenverkehr gibt. Dort habe ich praktisch alle meine Wege mit dem Rad zurückgelegt. Es war eine enorme Umstellung in Trier, da hier die Autofahrer rücksichtslos und rückwärtsdenkend ihr Fahrzeug benutzen. Andere Verkehrsteilnehmer gibt es nicht.
Ich verstehe die Argumentation unter dem von dir angegebenen Link. Es gibt aber glücklicherweise eben Städte in Deutschland, wo z.B. die Fahrt auf dem Radweg nicht nur sicherer sondern auch wesentlich schneller ist 😉
Man schaue sich z.B. Berlin an, wo sich die breiten Fußwege (!) Radfahrer und Fußgänger völlig selbstverständlich teilen. Es klappt, wenn eben jeder Rücksicht nimmt und mit dem jeweils anderen Verkehrsteilnehmer (Auto, Bus und Bahn, Fußgänger, Radfahrer…) rechnet.
Leider ist das eben genau in Trier nicht der Fall. Wäre z.B. die UNI oder FH im Stadtzentrum, so wäre automatisch der Radverkehr um etliche Prozent höher.
@Thomas Albrecht
Danke für die Antwort, die allerdings all meine Vorbehalre bestätigt.
Nachgefragt: Wieso sind abzweigende Seitenstraßen, die es schließlich überall im Stadtgebiet in größerer Anzahl gibt, ausgerechnet in der Loebstraße besonders problematisch? Wieso sind sie problematischer als Parkplatzzufahrten? Wieso müssen Autofahrer bei Parkplatzzufahrten besonders aufpassen, bei Seitenstraßen aber nicht?
Ich verstehe wohl, dass Ihre Zeit begrenzt ist, aber “eine bessere Alternative gibt es nicht” ist ein Postulat, keine Begründung.
Im übrigen habe ich nie von einem beiderseitigen “Radweg” gesprochen, sondern lediglich von einem Schutzstreifen auf beiden Fahrbahnen. Lustigerweise werden die doch letzthin an völlig unsinnigen Stellen auf die Fahrbahn gepinselt – z.B., ganz krass, in der Hohenzollernstaße, wo Radfahrer genau in den Öffnungsbereich der Türen auf der Fahrerseite gezwungen werden, mithin in einen Bereich, in dem sie laut StVO eigentlich gar nicht fahren dürfen.
Eine solche Tür hat mir selbst vor einigen Jahren an anderer Stelle meinen bisher einzigen Unfall mit dem Rad beschert – auf einem benutzungspflichtigen Radweg.
Ist absehbar, wann der “zweite Bauabschnitt” in Angriff genommen wird? Ist der Ausbau der Loebstraße in dieser Form ein “Lückenschluss” oder ein “Lückenbüßer”, um in den Genuss der Landesförderung zu kommen, auf Kosten des Radverkehrs?
Die Verlängerung der Loebstr. führt Richtung Ruwer. Die Straße wird hinter der Pfalzeler Brücke schmaler, ich denke auf genau 6.50 m Breite. An dieser Verlängerung liegen etliche Gewerbebetriebe, die mit dieser Situtation scheinbar recht gut zurechtkommen. Das Argument der Strassenbreite ist also keins.
Abgesehen davon: Wer hat die jetzt so arg zurgerichtete Loebstr. in ihren aktuellen Stand versetzt?
Es sind nicht die PKW, die die schweren Schäden verusacht haben, sondern ganz klar die LKW.
Demnach sollte man m.E. von den gewerblichen Anliegern mit schweren LKW einen ordentlichen Beitrag zur Strassensanierung einfordern können.
@Wortsalat
Die Antwort ist zugegebenermaßen ziemlich knapp ausgefallen. Es ist nicht so einfach, den etwas komplexen Sachverhalt in einem Blog-Beitrag kurz darzustellen. Ich wollte auch nicht behaupten, dass andere Lösungen nicht möglich wären. Ausschuss und Ortsbeirat waren sich aber nun einmal (parteiübergreifend) darüber einig, dass die von der Verwaltung vorgeschlagene Lösung auch die beste Lösung ist.
Das Problem bei der ganzen Angelegenheit ist, dass die eigentliche Entscheidung schon im Sommer 2008 abschließend getroffen worden ist, wie ich bereits dargestellt habe. Die Diskussion kommt daher leider viel zu spät. ich hätte mich sehr gefreut, wenn sie in der jetzigen Intensität zu einem Zeitpunkt geführt worden wäre, in dem Änderungen auch noch möglich waren
Wann der Radweg weiter ausgebaut werden kann, steht in Anbetracht der schlechten Haushaltslage der Stadt Trier leider in den Sternen. Man muss den jetzt beschlossenen Ausbau als ersten Schritt betrachten. Dies ist meines Erachtens immer noch besser, als gar nichts.
@Thomas Albrecht
Mir ist schon klar, dass der Radweg nicht mehr zu vermeiden ist. Ich möchte allerdings an dieser Stelle anregen, diesen Weg nicht benutzungspflichtig zu machen, sondern als Angebotsstreifen ohne Benutzungspflicht einzustufen und auszuschildern.
Im übrigen möchte ich mit dieser Diskussion nach Möglichkeit einen Denkprozess in Gang setzen, um Radwege zukünftig nicht automatisch als die beste Erfindung seit geschnittenem Brot bewertet zu sehen.
@Wortsalat
Vielen Dank jedenfalls für die Hinweise. Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, keine Benutzungspflicht einzuführen (Darüber entscheidet das Straßenverkehrsamt, wenn er dann einmal gebaut ist, Ratsmitglieder haben da keine Kompetenz – wieder ein neues Fass!)
Auch über Radwege wird man im Einzelfall intensiv nachzudenken haben. Bisher wurde an die Stadt aber immer wieder von allen seiten die Forderung nach mehr Radwegen herangetragen.
Noch eine ergänzende Info für in der Materie nicht ganz so bewanderte Leser:
Die Straßenverkehrsbehörde darf eine Benutzungspflicht nur dann anordnen, wenn sich die Radwege in einem ordnungsgemäßen Zustand befinden (wovon bei einem neu gebauten Radweg auszugehen ist)
UND besondere Umstände dies zwingend erforderlich machen (§ 45 Abs. 9 StVO ).
Hallo Leute!
An sich führt die Diskussion ja in die richtige Richtung, aber es entsteht ein sehr großes, jetzt schon existierendes Problem in der Loebstrasse wird durch diesen Radweg nur noch mehr verschärft: Die Parkplatznot bei der Handwerkskammer, wer da morgens noch nicht um halb 8 da ist, hat Pech gehabt, und muss von der Metternichstrasse zu fuss laufen, oder illegal bie irgend einem Betrieb parken. Oder Die Handwerkskammer sollte den besagten Grünstreifen(Brachfläche) vor der Fa. Natus pachten bzw erwerben und als Parkplatz ausweisen!!!
@ MrWebber
Wie heißt denn das Problem, welches sich angeblich verschärft? Parkplatznot? Schau mal auf der unten verlinkten Seite nach, da gibts ein Bild von der aktuellen Situation.
Interessant: Natus sperrt Parkplätze, damit die Handwerkskammer öffentlich über die “Not” jammern kann? Zum heulen…
Ich kann übrigens Leute nicht ernst nehmen, die einen kurzen Fußmarsch von wenigen Minuten für unzumutbar halten. Da fällt mir nur das Wort “degeneriert” ein.
http://derstadtrandbewohner.blog.volksfreund.de/2009/01/19/affiges-machtkaempfchen-ii-die-parkplaetze/
Zur..ähm…”Parkplatznot” hat Tetrapanax schon alles Nötige gesagt.
Was mir nun allerdings noch auffiel: Ist es nicht möglich, den Radweg zwischen Autobahn und Parkplätzen zu führen statt zwischen Parkplätzen und Loebstraße? Zwischen Ruwer und Kenn verläuft der doch größtenteils auch längs der Autobahn.
@Wortsalat: Da war es auch sinnvoll, man hat die alte Trasse der Bahn benutzt.
Ein komplett neuer Unterbau zwischen Autobahn und Loebstrasse wird teuer, da ist es günstiger die Loebstrasse zu nutzen.
Kann es sein, dass die Parkplätze vor der Fa. Natus alle abgesperrt sind bzw nicht zugänglich für die Besucher der HWK?!?
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